Sender weicht Drohungen

■ Vox verschiebt Film, der den Iran stört. Begründung: Anrufe ließen Gewalt befürchten

Berlin (taz) – Aus Angst vor iranischen Fanatikern hat der Sender Vox die für Montag geplante Ausstrahlung des Hollywood-Films „Nicht ohne meine Tochter“ abgesetzt. Im Vorfeld des Fußball-WM- Spiels Deutschland–Iran am kommenden Donnerstag befürchte der Sender ähnliche Auseinandersetzungen wie in Frankreich, sagte Vox-Sprecherin Gabriela Leibl der taz. Gestern vormittag hätten beim Kölner Sender „freundliche Menschen“ angerufen. Diese Unbekannten hätten Gewalt angedroht. Vox habe vor der Frage gestanden, den Film zu verschieben oder die Gesundheit seiner Mitarbeiter zu riskieren. Die Sprecherin räumte ein, daß damit ein Präzedenzfall geschaffen worden sei. „Das muß man aber in Kauf nehmen.“

In Frankreich hatte der Privatsender M 6 „Nicht ohne meine Tochter“ am Montag gezeigt. Der Iran betrachtet den Film als Affront, weil er das Schicksal der Amerikanerin Betty Mahmoody darstellt, die 1984, fünf Jahre nach der Islamischen Revolution, mit ihrer Tochter aus dem Land geflohen war. Nach der Ausstrahlung des Films hatte die iranische Botschaft in Paris mit einer vorzeitigen Heimreise ihrer WM-Mannschaft gedroht. Erst als sich der Bürgermeister von Yssingeaux, dem Trainingsquartier der Iraner, entschuldigte, erklärte Irans Botschafter, das Team werde bleiben.

1987 hatte es bereits Ärger zwischen Iranern und einem deutschen Fernsehsender gegeben. Irans Regierung hatte wegen „Rudis Tagesshow“ deutsche Diplomaten ausgewiesen. In der ARD- Sendung war mit Hilfe einer Montage Ajatollah Khomeini beim Unterwäschekauf gezeigt worden. Außenminister Hans-Dietrich Genscher hatte dem Iran damals erklärt, daß es in Deutschland Pressefreiheit gebe. löw