Den Haag stoppt Atomzüge

■ In den Niederlanden hafteten auf jedem zehnten Transport radioaktive Flecken

Den Haag (AFP) – Nach dem Castor-Skandal in Deutschland sind nun auch die Niederländer mit Verstrahlungen bei Atommülltransporten konfrontiert. Wie das Umweltministerium am Wochenende mitteilte, wurden seit 1988 bei zehn Prozent der Transporte überhöhte Strahlenwerte gemessen. Die erhöhten Werte seien allerdings nicht gesundheitsgefährdend gewesen, berichtete Umweltministerin Margreet de Boer schriftlich dem Parlament. Dennoch ordnete die Ministerin bis auf weiteres ein Transportverbot für Atommüll aus den beiden AKWs Dodewaard und Borssele an. Das Ausmaß der Verstrahlung sei gegenüber den Werten in Deutschland vernachlässigbar, erklärte De Boer. Gravierender sei, daß die Behörden von den AKW-Betreibern nicht vollständig informiert wurden.

Nach Angaben des Ministeriums fuhren zwischen 1988 und 1995 elfmal verstrahlte Atommüllcontainer zwischen dem AKW Borselle und der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague. Die Strahlenbelastung habe bis zum 25fachen über dem gesetzlichen Höchstwert von vier Bequerel pro Quadratzentimeter gelegen. Aus dem Kraftwerk in Dodewaard seien im gleichen Zeitrum vier Container von oder in die britische Wiederaufbereitungsanlage nach Sellafield gelangt mit radioaktiven Flecken, die bis zu 55fachen über dem Grenzwert strahlten – in Deutschland hatten die Werte bis zu 3.000mal über dem Erlaubten gelegen.

Umweltministerin De Boer sagte, die Leitung des Atomkraftwerkes in Dodewaard habe ihr Ministerium lediglich über zwei der Vorfälle unterrichtet. Auch aus Borssele seien nur einige der Übertretungen gemeldet worden.