Kohl als Bückware

■ Der neue CDU-Wahlkampfschlager: Abgewickelte DDR-Illustrierte neu belebt

Berlin (taz/rts) – Nun befürchtet auch Helmut Kohl, daß mit der „Rote-Hände-Kampagne“ im Osten kein Wahlkampf zu machen ist. Nach einem Treffen mit Vertretern der CDU-Landesverbände will die Partei nun Erfolge, aber auch die Probleme der Vereinigung in den Vordergrund ihres Wahlkampfes stellen. Dabei helfen soll eine Zeitschrift mit dem Titel: Neue Bundesländer Illustrierte. Die Abkürzung des Blattes erinnert an alte Zeiten. Entführte doch die NBI den DDR-Bürger ein bißchen in die weite (sozialistische) Welt. Nur, wer früh um sechs Uhr am Kiosk stand, hatte Chancen, auf ein Exemplar des Blattes.

An den Erfolg der Zeitschrift, welche die Wende nur kurz erlebte, will nun Hans-Herrmann Tiedje, Kohls Mann von Bild, anknüpfen. Seine NBI soll mit einer Auflage von 6,8 Millionen Stück herauskommen und an sämtliche Haushalte in Ostdeutschland verteilt werden.

Die Idee für das Kampfblatt NBI kam Tiedje ziemlich spontan. Am Wochenende hatte sich Helmut Kohl vor allem von den Parteifreunden in Mecklenburg-Vorpommern eine deftige Schelte für das „Rote-Hände“-Plakat abgeholt.

Eckhard Rehberg, Fraktionschef im Schweriner Landtag, sagte in einem Rundfunkinterview, es sei notwendig, „endlich von der Plakatdebatte wegzukommen“, statt dessen sei eine „inhaltliche“ Auseinandersetzung mit SPD und PDS erforderlich. Dies soll die NBI quasi nebenbei leisten. Von den geplanten 48 Seiten sollen drei offen für die Union werden. roga