Botschaften ohne Botschafter

■ EU-Staaten ziehen aus Protest gegen Schikanen von Präsident Lukaschenko Diplomaten aus Weißrußland ab

Minsk/Bonn (rtr) – Aus Protest gegen die Schließung ihrer Residenzen ziehen alle 15 EU-Mitgliedsstaaten heute ihre Botschafter aus Weißrußland ab. In der weißrussischen Hauptstadt Minsk informierten mehrere EU-Botschafter, darunter der deutsche Gesandte Horst Winkelmann, die Regierung Präsident Alexander Lukaschenkos am Samstag über den bislang beispiellosen Schritt. Das Auswärtige Amt in Bonn bestellte den weißrussischen Botschafter ein und forderte ihn auf, Deutschland umgehend zu verlassen.

Der Streit war am Freitag eskaliert, als Sicherheitskräfte das Diplomatenviertel abgesperrt und Gas- und Wasserleitungen abgeklemmt hatten. Lukaschenko hatte Botschafter aus 22 Ländern aufgefordert, ihre Residenzen zu verlassen, weil die Häuser renoviert werden müßten.

Die EU sprach in einer Erklärung von einem „völlig unakzeptablen Verhalten“ der Verantwortlichen in Minsk. Die diplomatischen Beziehungen der EU zu Weißrußland wurden indes nicht völlig abgebrochen. Das restliche diplomatische EU- Personal soll zunächst in Minsk bleiben. Rußland will seinen Botschafter nicht zurückrufen. Außenminister Primakow sagte, das Verhalten der „weißrussischen Freunde“ verstoße sicherlich gegen alle diplomatischen Regeln. Berichte Seite 2