Nuri wollte Reformen im Rahmen des Systems

■ Der gestürzte iranische Innenminister ist ein islamischer Revolutionär der ersten Stunde

Berlin (taz) – Mit dem Sturz von Innenminister Abdollah Nuri- Hossainabadi haben die iranischen Konservativen nach dem Prozeß gegen den Teheraner Bürgermeister Gholam Hossein Karbaschi zum zweiten Mal den Versuch unternommen, einen engen Weggefährten des reformorientierten Präsidenten Mohammad Chatami zu entmachten – erfolgreich. Nuri, der bereits unter Präsident Ali Akbar Haschemi Rafsandschani das Amt des Innenministers innehatte, setzte sich für eine Liberalisierung des Landes im Rahmen der islamischen Verfassung ein.

Leicht hatte er es nicht. Es waren kleine Auseinandersetzungen, die den großen vorausgingen. So genehmigte Nuri öffentliche Trauerfeiern für den verstorbenen ersten Ministerpräsidenten der Islamischen Republik, Mehdi Bazargan, und erlaubte Studentendemonstrationen, die prompt von Schlägertruppen überfallen wurden.

Die Auseinandersetzungen zwischen Nuri und den Konservativen reichen bis in die Zeit des Schah- Regimes zurück. Nuri, 1949 in Isfahan geboren, war damals Anhänger des schiitischen Reformers Ali Schariati und unterstützte eine von Ajatollah Montazeri gegründete Gruppe namens „Gott ist groß“, die sich dafür einsetzte, daß die Geistlichen ihr Brot durch Arbeit erwerben und nicht von den Spenden der Basaris leben. Diese Gelder sollten für den Kampf gegen das Regime eingesetzt werden.

Nuri, der eine neunjährige theologische Ausbildung absolvierte, war nach dem Sieg der Revolution 1979 Vertreter von Revolutionsführer Ajatollah Chomeini in den Brigaden für den Wiederaufbau des Landes. Bei den zweiten Wahlen zur Majles, dem iranischen Parlament, errang er ein Abgeordnetenmandat. Seit 1989 ist er Mitglied eines einflußreichen Schlichtungsgremiums, des „Rates für Erkennung der Angelegenheiten des Systems“. Nuri ist damit einer der islamischen Revolutionäre der ersten Stunde, der jetzt von einem Teil seiner früheren Parteigänger abserviert wurde. Kambiz Behbahani