Brandstifter sagt aus

■ Im Dolgenbrodt-Prozeß belastet der bereits verurteilte Brandstifter die Angeklagten

Frankfurt (Oder) (taz) – Betont gelassen trat gestern der Brandstifter von Dolgenbrodt, Silvio J., am Landgericht auf. Erstmals sagte der 23jährige Bauunternehmer, der wegen des Anschlags auf das bezugsfertige Asylbewerberheim in Dolgenbrodt verurteilt wurde, als Zeuge aus. Seine Beschuldigungen hatten Staatsanwältin Petra Marx dazu veranlaßt, den Dolgenbrodt-Prozeß erneut aufzurollen – diesmal gegen fünf Hintermänner der Brandstiftung.

Seine Nervosität konnte Silvio J. gestern aber nicht ganz verbergen. Zuvor hatte der Blumenhändler Thomas O. zwar bekannt, J. zur Brandstiftung beauftragt zu haben, er beschuldigte ihn aber auch, insgesamt 11.000 Mark Schweigegeld erpreßt zu haben. Dem Zeugen J. droht nun ein Verfahren wegen Nötigung.

Zum ersten Mal habe er im Oktober 1992 auf einer Bürgerversammlung in Dolgenbrodt erfahren, daß auf die Beseitigung des unliebsamen Asylbewerberheims Geld ausgesetzt sei, sagte Silvio gestern. Zu der Zeit habe er sich oft bei der Familie seines Kumpels Marko Sch. in Dolgenbrodt aufgehalten. Die beiden kannten sich aus der rechtsradikalen Szene von Königs Wusterhausen. Marko Sch. hatte allerdings am vergangenen Dienstag abgestritten, an der Brandstiftung beteiligt gewesen zu sein. Ebenso wie sein mitangeklagter Stiefvater Jürgen Sch. Indessen bekräftigte Silvio J. seine Behauptung, daß er gemeinsam mit Vater und Sohn Sch. und dem Blumenhändler den Brandanschlag vorbereitet habe. Am Morgen nach dem Brand sei er zu Thomas O. gefahren und habe sich das Honorar für den Brand abgeholt. Allerdings seien nicht, wie zuvor vereinbart, 2.500 Mark in dem Umschlag gewesen, sondern 2.000 Mark. Das Geld habe er anschließend mit Renato P. geteilt.

Blumenhändler Thomas O. hatte zuvor ausgesagt, dem Brandstifter lediglich 1.000 Mark gezahlt zu haben. Der Prozeß wird am kommenden Dienstag fortgesetzt. Heike Spannagel