Solarkraft im Behörden-Schatten

■ Auf der Max-Schmeling-Halle soll Berlins größte Solaranlage entstehen. Bau und Betrieb sollen das Land keinen Pfennig kosten. Sportverwaltung prüft bisher ergebnislos seit Herbst 1997

Auf dem Dach der Max-Schmeling-Halle in Prenzlauer Berg soll Berlins größtes Solarkraftwerk entstehen. 3.500 Solarmodule können dann in der größten deutsche Solaranlage auf einem Gebäudedach 250 Kilowatt Sonnenstrom erzeugen und damit die Berliner Gesamtleistung an Solarstrom auf einen Schlag um etwa 15 Prozent erhöhen. Das sehen die Pläne der „Berliner Energie Agentur“ (BEA) vor, die Aufbau, Betrieb und Finanzierung der Anlage vorbereitet. Derzeit durchläuft der Antrag der BEA die langsamen bürokratischen Mühlen der Sportverwaltung.

Das Solarkraftwerk soll die Krönung des ökologischen Gebäudekonzeptes für die Schmeling- Halle sein. Die 1993–1996 von den Architekten Joppien und Dietz gebaute Sporthalle zeichnet sich bisher schon durch massive Wärmespeicher in Wänden und Decken, durch natürliche Kühlung im Sommer und Vorbehandlung der Zuluft in Erdkanälen aus. Diese Vorkehrungen reduzieren den Energieverbrauch des Gebäudes nach Auskunft der Architekten auf „70 Prozent unterhalb dem vergleichbarer Gebäude“. Die riesige Photovoltaikanlage soll 30 Prozent des gebäudeinternen Energieverbrauchs abdecken und außerdem 80 Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß im Jahr ersetzen.

Die Planung für die Anlage, die nur aus der Luft zu sehen sein wird, bestand bereits beim Bau der Halle, meint der Architekt Jörg Joppien. „Aber damals war das nicht zu finanzieren.“ Nun hat sich die BEA, eine Tochter der Bewag, der Deutschen Ausgleichsbank und des Landes Berlin, der Sache angenommen. Mit einer Investition von drei Millionen Mark will die öffentliche Agentur die 8.500 Quadratmeter große Anlage bauen und betreiben. Der Strom soll ins Netz eingespeist werden, über die Solarstrombörse der Bewag soll das Unternehmen finanziert werden. „Wir wollen mit dieser Modellanlage zeigen, wie auf öffentlichen Gebäuden rentable Solaranlagen entstehen können“, sagt BEA-Geschäftsführer Michael Geißler. Außerdem solle das Vorurteil widerlegt werden, innerstädtische Solaranlagen seien viel zu flächenintensiv. Die Planer erhoffen sich unter anderem über eine Einbindung der Basketballer von Alba für die Solarkraft eine „Multiplikatorwirkung, die weit über die Metropole hinausgeht“. Architekt Joppien erklärt, innerhalb von zwei Monaten könnte die Feinplanung für die elektrischen Anschlüsse in der Halle fertig sein.

Nur eines fehlt noch: grünes Licht von der Eigentümerin der Halle, der Sportverwaltung. Bereits im vergangenen Oktober gab es ein Treffen mit BEA und Verwaltung, seitdem, heißt es aus der Verwaltung, „wird geprüft“. Zwar liegen die Planungen von Architekten und BEA vor, die keine Hindernisse für das Vorhaben sehen, aber es gebe noch „tausend andere Aspekte“, die untersucht werden müßten. Aus der Umweltverwaltung wird dagegen bemängelt, neun Monate für eine solche Prüfung seien „ungewöhnlich lang“. Auch die Betreiber der Halle, die Firma Velomax, ist von der Sportverwaltung über die Pläne für das Hallendach noch nicht unterrichtet worden. Bernhard Pötter