Überraschenderweise wie erwartet

■ Nach dem 1:0 gegen Paraguay per Golden Goal erwartet Frankreich für das Viertelfinale gegen Italien sehnsüchtig Zidanes Rückkehr

Berlin (taz) — Mit einem glücklichen 1:0 nach Verlängerung gegen Paraguay erreichte Gastgeber Frankreich am Sonntag das Viertelfinale, in dem man am kommenden Freitag auf Italien treffen wird. Das Golden Goal erzielte Laurent Blanc in der 114.Minute.

Alle redeten vor dem Spiel davon, wie schwer es werden würde für die schwer favorisierten Franzosen gegen die Abwehr Paraguays, die in der gesamten Vorrunde nur einen Gegentreffer zugelassen hatte. „Sehr kompakt“ stehe der Gegner, hatte Frankreichs Coach Aime Jacquet gewarnt, „wir werden es nicht leicht haben“. Aber daß es dann tatsächlich so kam, war doch überraschend. Die Gastgeber machten es der „besten Abwehr der Welt“, wie Paraguays Torhüter Jose Luis Chilavert seine Verteidiger gelobt hatte, allerdings nicht schwer und spielten immer schön durch die Mitte, wo sich David Trezeguet und Thierry Henry, der komplette Babysturm des AS Monaco, gegenseitig auf den Füßen herumstand und der paraguayanischen Abwehr das Engmachen der Räume erfolgreich abnahm. Es brauchte schon einen dicken Abwehrfehler, daß Henry in der 39.Minute allein auf Chilavert zulaufen konnte, aber den Ball dann an den Pfosten setzte.

Vor 41.000 meistens recht sprachlosen Zuschauern wurden die Paraguayaner Anfang der zweiten Halbzeit sogar etwas frecher und stürmten hin und wieder lustig drauf los. Das verwirrte die eh schon völlig verunsicherten Franzosen zusätzlich und Paraguay kam gegen eine überraschend unsouveräne Abwehr sogar zu einigen halbgaren Chancen. Die waren allerdings immerhin noch besser als das unübersichtliche Gewusel im paraguayanischen Strafraum, das die Franzosen bestenfalls zustande brachten. Zwar wurden die Franzosen im Fortgang des Spiels immer überlegener, aber Paraguay verrammelte dafür noch konsequenter den Strafraum. Das änderte sich auch in der Verlängerung nicht. Als niemand mehr damit rechnete, leitete Trezeguet eine der vielen hohen Eingaben in den Strafraum per Kopf an den aufgerückten Abwehrchef Blanc weiter, der endlich Chilavert aus fünf Metern überwinden konnte.

Das glückliche Weiterkommen machte vor allem offensichtlich, daß den Franzosen ohne den gesperrten Zinedine Zidane nicht nur die ordnende Hand, sondern vor allem das Überraschungsmoment abgeht. Im Fernduell um die Spielmacherrolle dürfte sich sein Konkurrent Youri Djorkaeff aus der Aufstellung für das Viertelfinale gegen Italien gespielt haben, wenn Zidane zurückkehrt. to