London Docklands am Elbstrand

■ Architekturgespräche: Die Docklands, ein Vorbild für die Hamburger Hafen-City?

Es war die Zeit, da die britische Wirtschaft darnieder lag und die konservative Maggie Thatcher die Regierungsgeschäfte übernommen hatte. „60.000 Jobs an den Docks in London“, erinnerte sich der Londoner Architekt und Planer Barry Shaw am Montag abend bei den Hamburger Architekturgesprächen, „waren Anfang der 80er Jahre verschwunden“.

2000 immense Hektar Fläche, die London Docklands im Herzen der Hauptstadt Großbritanniens, waren durch den Strukturwandel für den Hafen zwar verloren, nicht aber für die Stadt: Thatcher beauftragte die eigens gegründete Planungsgesellschaft London Docklands Development Corporation und deren Chef-Planer Shaw, das Gebiet am Wasser mit neuem Leben zu füllen. Leicht, erklärte Shaw Hamburgs lauschendem Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL), sei diese Aufgabe nicht gewesen, abgeschlossen schon gar nicht. Maier erhoffte sich Ideen für die Planung der Hafen-City südlich der Speicherstadt.

Natürlich seien Hamburg und London nur bedingt miteinander vergleichbar – die Docklands sind etwa 20mal so groß wie die Hafen-City. Weil es dort anders als in Hamburg Sperrwerke gibt, ist zusätzlicher, kostspieliger Hochwasserschutz unnötig, kann näher ans Wasser herangebaut werden. Auch hat sich der Anspruch an die Architektur gewandelt: Thatcher setzte auf US-amerikanische Hochhausvorbilder, denen Shaw, im Sinne Maiers, behutsamere Wohnbebauung im Backsteinstil und den Erhalt historischer Hafengebäude entgegensetzte.

Weil öffentliche Mittel, wie in Hamburg, für die Planung kaum verfügbar waren, lernte Shaw, „den Privatsektor einzubeziehen“. Als erfolgreiche Strategie erwies sich dabei, zunächst Wohnungen bauen zu lassen. „Anschließend investierten auch andere, Gewerbetreibende.“ Keine einfache Überzeugungsarbeit: „Viele konnten sich nicht vorstellen, daß jemand in der City leben wollte.“ Shaw ließ Ansichten zeichnen, um Ideen zu vermitteln, wie es aussehen könnte. Einiges, schränkte er ein, sei auch schief gegangen. So hätte er gern „viele Häuser höher“ und die Bebauung insgesamt dichter gehabt, aber, fragte er lächelnd Senator Maier, „was machst du, wenn der Privatsektor nicht mitzieht“? hh