Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

8 Premieren aus Bremen und Norddeutschland Deutschland 1992-98

Eine Auswahl von Kurzfilmen aus der Region mit Titeln wie „Nordwest“, „Linsenpüree“ und „Der Pommesmann“ Kino 46

A Fish Called Wanda Großbritannien 1988, D: Charles Crichton, D: John Cleese, Jamie Lee Curtis, Kevin Kline, Michael Palin / Originalfassung ohne Untertitel

„Funny farce about an uptight British barrister who becomes involved with a sexy con artist, her mindlessly macho boyfriend, and their ambitious bank robbery and getaway scheme. Less outrageous than Monty Python films, but Cheese's script still makes sure to include enough bad-taste gags to either repel or delight his audience, depending on one's personal point of view. Kline won an Oscar for his flamboyant comic performance.“ (Leonard Maltins Movie & Video Guide) Kultursaal der Angestelltenkammer

Artemisia Frankreich 1997, R: Agnes Merlet, D: Michel Serrault, Vaentina Cervi

„Die Malerin Artemisia Gentileschi (1593 bis etwa 1652), lange vergessen, wurde in den siebziger Jarhen zur Heldin der Frauenbewegung: eine begabte Italienerin, die sich im Barock eine Karriere an der Leinwand erkämpfte, obwohl Frauen sogar das Zeichnen eines männlichen Aktes verwehrt war. Dieser emanzipatorisch-idealisierenden Lesart folgt weitgehend Agnes Merlets schwelgerischer Spielfilm. Um eine filmtaugliche Geschichte aus Artemisias Biographie herauszumeißeln, erfindet Merlet allerdings eine tragische Liebesgeschichte, die aus dem unbeschwerten Mädchen eine reife Malerin macht: ein Effekt, der Tiefe vortäuscht, wo dramaturgische Flachheit herrscht, und überdies eine gewagte Verdrehung der Tatsachen. Historisch bezeugt ist keine Liebe, sondern eine Reihe von Vergewaltigungen.“ (Der Spiegel) Filmstudio

B

Besser geht's nicht USA 1997, R: James L. Brooks, D: Jack Nicholson, Helen Hunt

„Leute, die Metaphern benutzen, können mir den Schritt schamponieren“ – O ja, Melvin Udall (Jack Nicholson) ist ein wahres Herzchen! Das läßt er Leute spüren, die auf seinem angestammten Platz im Restaurant sitzen, ihn fragen, wie's ihm geht oder einfach nur im Weg sind. Drei „Golden Globe“-Auszeichnungen (für Nicholson, Hunt und die Beste Komödie) lassen erahnen, wie gut diese hundsgemeine, herzerweichende Liebesgeschichte ist. Absolutes Highlight bleibt aber Jack Nicholson als „Rain Man“ mit mieser Laune, zweifellos eine dankbare Rolle, die ihm perfekt paßt. Eigentlich ist dem Titel nichts hinzuzufügen: Besser geht's nicht!“ (TV-Spielfilm) Schauburg, CinemaxX, UT-Kino

Blues Brothers 2000 USA 1998, R: John Landis, D: Dan Aykroyd, John Goodman, Joe Morton

„Leider ist die Fortsetzung zu sehr Abklatsch und, trotz guter Musik von der Creme der Bluesmusiker, einfach nicht witzig genug. (TV-Spielfilm) CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Boogie Nights USA 1997, R: Paul Thomas Anderson, D: Burt Reynolds, Julianne Moore

Der Film führt uns in die neongleißenden 70er und zu Jack Horner, einem Porno-Produzenten mit Idealen, der sich an dem schweren Dilemma abplagt: Wie hält man auch nach dem Orgasmus noch die Zuschauer im Kino? Ohne moralisierend zu bewerten, stellt uns der Film Horner, seine Stars und Mitarbeiter als eine erstaunlich liebenswerte Ersatzfamilie vor und weitet den Film dabei schnell zu einem gesellschaftlichen Panorama aus, das ähnlich episch und ambitioniert wirkt wie Altmans „Nashville“. Zudem steht „Boogie Night“ in der Tradition des Hollywood-Realismus von Filmen wie „Midnight Cowboy“ oder „Lenny“, in denen Dustin Hoffman jeweils den Helden in der Gosse spielt. Er wäre als Jack Horner auch gut gewesen, aber bei Burt Reynolds ist die Rolle so nah an dem realen Image des Stars, der ja immer etwas trivial und fadenscheinig wirkt, daß er die Idealbesetzung ist und zurecht für den Oscar nominiert wurde. (hip) City, Passage (Del)

Brombeerzeit Großbritannien 1997, R: David Leland, D: Catherine McCormack, Rachel Weiz, Anna Friel

„Drei hübsche junge Frauen in Uniform, temperamentvolle Städterinnen, die als Freiwillige auf einem Bauernhof beim Melken und Mistschippen, Pflügen und Rübenhacken mittun: „The Land Girls“ (so der Originaltitel) beschwört die Kriegsjahre in Südengland herauf, als eine Frauen-Hilfsarmee tatkräftig an der landwirtschaftlichen Heimatfront die Versorgung in Gang hielt. Der herzhafte, altmodisch freundliche Film (nach einem Roman von Angela Huth) schaukelt zwischem Amüsantem und Sentimentalem dahin, gönnt jeder Heldin eine Nacht mit dem gutmütigen Jungbauern und kippt erst am Ende ins Moralisch-Melodramatische ab, weil ja ein Krieg nicht ausgehen kann, ohne daß ein wenig gestorben wird. Luftwaffen-Liebhaber können eine echte Messerschmitt 109 über die Szenerie knattern sehen, von den titelgebenden Brombeeren fehlt aber jede Spur.“ (Der Spiegel) Cinema, UT-Kinocenter

C

Changing Our Minds USA 1992, R: Richard Schmiechen / Originalfassung mit Untertiteln

„Es war in den finsteren vierziger Jahren, als sich die Psychiater mit Vorliebe in Gehirnoperationen und Elektroschock-„Therapien“ ergingen. Damals begann Dr. Evelyn Hooker ihren Kampf für Homosexuellenrechte. Die Forschungen förderten schwules und lesbisches Selbstbewußtsein, veränderten das Denken der Nervenärzte und entzogen damit auch gesetzlicher Diskriminierung den Boden. Richard Schmiechen, Produzent und Co-Regisseur der Oscar-gekrönten Dokumentation „The Times of Harvey Milk“, drehte kurz vor seinem Aids-Tod diese Montage aus Porträt, Interview und Dokumenten: ein schauriger, oft auch irrwitziger Einblick in die Psychiatrie vergangener Jahrzehnte und in damaliges homosexuelles Leben.“ (Zitty) Kino 46

Chinese Box USA 1997, D: Wayne Wang, D: Jeremy Irons, Gong Li

„Als ich ,Chinese Box' sah, verwandelte ich mich in einen sterbenden Journalisten, betört von einer Stadt und einer bestimmten Frau in dieser Stadt. Ich wurde also verführt durch die Obsessionen dieses Films, obwohl ich mich vorher kaum für das Schicksal von Hongkong interessiert hatte. Die launenhaft erzählte und oft sentimentale Geschichte versperrt den Weg zu Wangs eigentlichem Brennpunkt, der in der undurchdringlichen Natur des Fremden und den Risiken der Entwurzlung liegt. Es gibt sicher viele, für die der Film nicht viel mehr als cineastisches Gekritzel ist: kunstvoll entworfen aber aufreizend unwirklich. Für mich liegt aber die Kraft von Wangs Film fast ganz in seinem grüblerischem Subtext – in der Art, wie er den Konventionen des Plots ausweicht, um die Offenbarungen in Charakteren und Stimmung zu suchen. Jeremy Irons bringt unerwartete Wärme und Schärfe in die Rolle des suchenden Journalisten, Gong Li spielt eine klassische Überlebende, eine Person mit vielen polierten Oberflächen und unterdrückten Emotionen. Als eine elegante und sorgenvolle Liebeserklärung an ein verlorenes Land spricht ,Chinese Box' all jene an, die je versucht haben, die Heimat an einem Ort oder bei einer Person zu finden, nur um in sich selber heimisch werden zu können.“ (The New Yorker) Europa

Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger

Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Nur die Diskrepanz zwischen dem eher schwerfälligen Film und der leichtfüßigen Musik der Comedian Harmonists irritiert etwas: dies ist der kleine grüne Kaktus in Cinemascope. (hip) City, Casablanca (Ol)

D

Deep Impact USA 1998, R: Mimi Leder, D: Robert Duvall, Tea Leoni, Maximilian Schell, Morgan Freeman

„Mit einem Kometen, der auf die Erde zustürzt, droht der Menschheit, wenn sie Pech hat, etwa dasselbe Malheur wie den Dinosauriern vor 65 Millionen Jahren. Für ein Kinoszenario jedoch erweist sich diese Weltuntergangsdrohung als wenig aufregend und geradezu lächerlich banal: Hollywood-Weichkäse also, so gut wie mancher andere, der nicht einmal in den Gemütern von Katastrophenfreaks einen tiefen Einschlag („Deep Impact“) verursachen wird. Diesmal kommt, alles andere als überraschend, die Menschheit mit einem blauen Auge davon, doch der nächste Riesenkomet aus Hollywood wird unter dem Titel „Armageddon“ schon in zwei Monaten in den deuschen Kinos einschlagen.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter, Ufa-Palast, CinemaxX, Passage (Del)

E

Eine Hochzeit zum Verlieben USA 1997, R: Frank Coraci, D: Adam Sadler, Drew Barrymore

„Daß die achtziger Jahre eine einzige Geschmacksverirrung waren, wird nach diesem Film niemand mehr bestreiten. Die Kitschkomödie um einen erfolglosen Sänger (Adam Sandler) und seine große Liebe (Drew Barrymore) läßt nichts aus. Stirnbänder, Fußballerfrisuren, New-Wave-Möbel und Pirate-style. Ziemlich komisch, wenn es nicht so gräßlich wäre.“ (Der Spiegel) UT-Kino, CinemaxX, Gloria (Del)

F

Ferien auf Saltkrokan Schweden 1962, R: Olle Helbom, D: Torsten Lilliecrona, Louise Edlind

Kinderfilm nach Astrid Lindgren: „Das Alltagsleben der Bewohner der Insel Saltkrokan wird im Sommer nicht unwesentlich von den Feriengästen geprägt.Aucn Tjorven, ein aufgewecktes Mädchen, hat mit ihnen zu tun, z. B. den Kindern einer Familie, die schon seit Jahren auf die Insel kommt. Immer zu Streichen aufgelegt, sorgt Tjorven für allerlei Abenteuer.“ (Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast

Fist of the North Star Japan 19986, R: Toyo'o Ashida / Originalfassung mit englischen Untertiteln

Japanischer Zeichentrickfilm mit gesetzlosen Bikern, übermächtigen Mutanten, vergessenen Mönchen und bösen Diktatoren, also einem ganz normalen Manga-Personal. Kino 46

Four Weddings and a Funeral Großbritannien 1994, R: Mike Newell, D: Hugh Grant, Andie MacDowell, Kristin Scott Thomas / Originalfassung ohne Untertitel

„Delightful contemporary comedy about a young man who can't sustain a relationship, while all his friends seem to be getting married. Then he hits it off with another wedding guest, and the plot thickens. Fine ensemble, headed by the enganging Grant, keeps this buoyant under Newell's sure-handed direction. Richard Curtis' screenplay may not bear close scrutiny (that final conversation really seems out of place), but it's certainly fun.“ (Leonard Maltins Movie & Video Guide) Kultursaal der Angestelltenkammer

Frau Rettich, die Czerni und ich Deutschland 1998, R: Markus Imboden, D: Iris Berben, Jeanette Hain, Martina Gedeck

„Wenn deutsche Filme ihre Figuren ins Chaos stürzen wollen, schicken sie die Ärmsten auf Reisen. Meist bricht fern der Heimat das Auto zusammen, die supersauberen Yuppies kriegen Schweißflecken unterm Arm, und in der Glut des Südens steigt ihr Hormonspiegel: Amore und Krach. Daß dieses Reisemotiv ein spießiges Überbleibsel aus Caprifischer-Tagen ist, kann die Verfilmung von Simone Borowiaks Roman nicht verhehlen. Drei Frauen unter spanischer Sonne, an ihrer Seite ein paar Kerle (fast filmrettend: Olli Dittrich) und der obligate Filmschwule (Dirk Bach) – und schwupp ist die Klamotte fertig. Zielgruppe: alle, die Pauschalreisekataloge für Literatur halten.“ (Der Spiegel) UFA-Palast

Fräulein Smillas Gespür für Schnee Deutschland/USA 1996, R: Bille August, D: Julia Ormond, Gabriel Byrne, Vanessa Redgrave

„Smilla Jaspersen hält den Tod der sechsjährigen Jesaja nicht für einen Unfall und stellt Ermittlungen auf eigene Faust an. Dabei stößt sie auf zwielichtige Gestalten und dunkle Machenschaften. Die Spur führt von Kopenhagen nach Grönland ins ewige Eis. Aus der anfangs bedrohlichen Stimmung wird in Bille Augusts Bestsellerverfilmung allzuschnell eine reine Kriminalgeschichte, in der Smilla nur noch von einer Entdeckung zur nächsten hastet. Bei soviel Aufdeckungseifer gehen das Geheimnis und die Spannung bald verloren.“ (tip) Schauburg

From Dusk Till Dawn USA 1995, R: Robert Rodrguez, D: Quentin Tarantino, Georg Cloney, Harvey Keitel

Für seinen Soulbrother Rodriguez holte Tarantino sein allererstes Script aus der Schublade, überarbeitete es und spielte zu allem Überfluß auch noch eine der Hauptrollen. So daß man unmöglich sagen kann, wer von den beiden nun für welchen Blutfleck verantwortlich ist. Auch wenn Rodriguez noch so rasant schneidet, verliert man in der zweiten, mexikanisch-vampiristischen Hälfte des Films schnell die Übersicht und das Interesse daran, wer schon untot ist und wer noch ungebissen auf alle anderen eindrischt. (hip) Schauburg

G

Der gebuchte Mann USA 1997, R: Glenn G. Caron, D: Jennifer Aniston, Jay Mohr

„Der gebuchte Mann“ versucht sich als romantische Komödie im Gefolge von „Die Hochzeit meines besten Freundes“ zu verkaufen. Doch dem angestrengten Verwirrspiel um Herzensglück und Liebesleid mangelt es neben Witz und Esprit vor allem an Leidenschaft, die den berühmten Funken überspringen ließe. Die Fußstapfen einer Julia Roberts sind für TV-Star Jennifer Aniston einige Nummern zu groß. Doch selbst eine „pretty woman“ hätte diesem Film kaum Leben einhauchen können.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX

Grease USA 1978, R: Randal Kleiser, D: John Travolta, Olivia Newton-John

„Ist das wirklich schon zwanzig Jahre her, daß John Travolta „Sandy“ ins Mikro schluchzte und dann wie ein „Greased Lightning“ abzischte? Höchste Zeit für Nostalgie im Kino! „I got chiiills, they're mulitilying...“ (TV-Spielfilm) City, CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

H

Hana-Bi Japan 1997, R: Takeshi Kitano, D: Takeshi Kitao, Kayoko Kishimoto

„Hana-Bi“ (Feuerblume) scheint auf den ersten Blick eine typische Genre-Produktion mit Polizisten, Yakusa, Schießereien und Verfolgungen zu sein. Aber auf eine zuerst irritierende und dann immer stärker faszinierende Weise inszeniert der Regisseur gegen die Erwartungen. Langsam rückt dabei das Verhältnis des von Kitano selbst gespielten Polizisten zu seiner tödlich erkrankten Frau in den Mittelpunkt. Mal scheint ein tödlicher Schuß ewig zu dauern, mal bewegen sich die Akteure so artifiziell und statisch wie im Kabuki-Theater, dann wird das Verhältnis des Detektivs zu seiner Frau wieder zärtlich, komisch durch Alltagssituationen beschrieben. Am meisten erinnert dieser cool-meditative Stil noch an die Zen-Thriller des französischen Filmemachers Melville. (hip) Gondel

Harry außer sich USA 1997, R: Woody Allen, D: Woody Allen, Robin Williams, Kristie Alley

Der Originaltitel ist Programm bei Woody Allens neuem Film. In „Deconstructing Harry“ nimmt er sein Alter ego, den altbekannten Stadtneurotiker, so konsequent und gnadenlos auseinander wie noch nie vorher. Vor allem wagt er es, in der Rolle des alkoholsüchtigen, manipulativen und egozentrischen Schriftsteller Harry zum ersten Mal, einen unsympathischen Protagonisten zu spielen, den auch seine Witze nicht vor den Abgründen seiner Psyche retten können. Und auch die traditionelle Dramaturgie dekonstruiert Allen hier radikal. So böse, kompromißlos und originell war Allen schon lange nicht mehr. (hip) Filmstudio

Härtetest Deutschland 1997, R: Janek Rieke. D: Janek Rieke, Lisa Martinek

„Jonas ist 26. Er frühstückt mit seiner Mutter, arbeitet für seinen Vater, hat Angst vor Schlangen, reagiert allergisch auf Nüsse und würde niemals Drogen nehmen. Und dann verliebt sich Jonas in die hartgesottenste Frau der Stadt. Der junge Filmemacher Janek Rieke hat es gewagt, eine weitere deutsche Komödie zu drehen, und die ist tatsächlich lustig geworden. Er spielt den Jonas als ängstlichen Hasenfuß, der sich in die radikale Ökokämpferin Lena verliebt, in dieser charmanten Liebeskomödie mit einer erfrischenden „Katja-Riemann-Freizone“. (Der Spiegel) Cinema

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“ (Der Spiegel) Cinema

Jerusalem Schweden 1996, R: Bille August, D: Ulf Friberg, Maria Bonnevie, Perlilla August

„Schweden um 1880: Um sein Erbe betrogen, muß der junge Ingmar hoch in den Wäldern im Sägewerk arbeiten, während im Dorf ein religiöser Fanatiker die Gemeinde aufwiegelt. All ihr Hab und Gut sollen sie verkaufen und ihm nach Jerusalem folgen, denn das Ende der Welt sein nah. Unter den Anhängern des Eiferers ist auch Gudrun, Ingmars große Liebe. Die Menschen in diesem epischen Heimatfilm nach dem Roman von Selma Lagerlöf sind wortkarg und verschlossen, aber innerlich brennen sie vor Sehnsucht und Leidenschaft. Ein Film, so schön und traurig, daß jeder schluchzt (auch wenn's am Ende wieder keiner gewesen sein will).“ (tip) Gondel

K

Konrad aus der Konservenbüchse Deutschland 1983, R: Claudia Schröder, D: Daniel Thorbecke, Heinz Schubert

„Nach den Instantsuppen, -saucen und -menüs gibt's nun auch Instantkinder: fertig zubereitete Wunderkinder aus der Büchse, mit wenig Wasser anzumachen und ein Leben lang pflegeleicht. Konrad, das Dosenkind, hat alle positiven Eigenschaften, die sich ehrgeizige Eltern wünschen können, doch gerät er an die falsche Adresse: eine eigenwillige und lebenslustige Künstlerin wünscht sich statt seiner lieber einen aufgeweckten, frechen Buben. Wie Konrad mit seiner anerzogenen Bravheit fertig zu werden lernt, erzählt der witzig aufmüpfige Kinderfilm, ohne jedoch Charme und Tiefsinn des zugrundeliegenden Kinderbuchs auszuloten.“ (Lexikon des internationalen Films) Atlantis

L

Land Girls Großbritannien 1997, R: David Leland, D: Catherine McCormack, Rachel Reiz, Anna Fiel / Originalfassung ohne Untertitel

Originalfassung und Originaltitel von „Brombeerzeit“. Kurzkritik siehe dort. UFA-Palast

Leon der Profi (Directors Cut) Frankreich 1994, R: Luc Besson, D: Jean Reno, Gary Oldman

„Der knapp 25minütige „Nachschlag“ zu „Leon“ bringt keine neuen Erkenntnisse über ursprünglich einmal anders gedachte Absichten des Regisseurs. Neben einigen für die Geschichte und das Verständnis eher unerheblichen „Füllszenen“ beschert diese Fassung dem Zuschauer eine lange Sequenz, in der Leon seine kindliche Partnerin zur Killerin ausbildet. Dies ist eine stilistische Entgleisung, deren Entfernung den Film damals verbessert hatte.“ (filmdienst) CinemaxX

Liebe auf der Flucht Frankreich 1978, R: François Truffaut, D: Jean-Pierre Leaud, Marie-France Pisier

„Antoine Doinel, inzwischen über 30, ist immer noch nicht ganz erwachsen und stets „auf der Flucht“ vor Verantwortung und allzu festen Bindungen. Sein Spieltrieb setzt ihn auf die Spur einer geheimnisvollen Schönen, die ihn in die Vergangenheit zurückführt und alte Freundinnnen wiederbegegnen läßt. Truffaut und Antoine ziehen eine Art Bilanz der zurückliegenden Jahre: Zahlreiche Zitate aus früheren Antoine-Doinel-Filmen (die fast ein Viertel des Films ausmachen) zeigen die Kontinuität und die Veränderung im Verhalten des Helden seit 1959 als heiter-melancholische Reminiszenz.“ (Lexikon des internatioalen Films) Kino 46

Live Flesh Spanien/Frankreich 1997, R: Pedro Almodovar, D: Liberto Rabal, Jasier Bardem, Francesca Neri

„Aus der Perspektive eines Hurenhauses lassen sich auch den bitteren Jahren des Franco-Regimes noch grell-bunte Seiten abgewinnen. Langsam gleitet die Kamera durch die neonschrille Welt der Puffmutter Donja Cento, bevor sie vom Sog gellender Schreie angezogen wird: Eines der Mädchen windet sich mit spanischem Temperament unter Wehen; den Weg ins Krankenhaus wird sie nicht mehr schaffen. Nichts verläuft in diesem Film so wie es sein sollte, wie irgendjemand es sich wünscht oder erwartet. Das Leben bei Almodovar ist voller Umwege und Zufälle. „Live Flesh“ ist ein Melodram im Spannungsfeld von griechischer Tragödie und spanischer Farce. Die Schicksale all der Menschen, die sich hier so scheinbar beiläufig in Wohnungen, auf Friedhöfen, in Kindergärten begegnen, sind eng miteinander verstrickt. Nichts geschieht hier einfach nur spontan und unschuldig. Hinter den schrillen Oberflächen eines klassischen Almodovar-Films tun sich die stillen Abgründe nuancenreicher Gefühle und doppeldeutiger Leidenschaften auf.“ (epd-film) Schauburg

M

Das magische Schwert USA 1998, R: Frederick du Chau

„Nach dem nicht so richtig erfolgreichen Versuch der Fox-Studios, dem Marktführer Disney mit ,Anastasia' Konkurrenz zu machen, versucht nun also Warner Bros. – Heimat von Tricklegenden wie Bugs Bunny und Daffy Duck –, in die ,Domäne Disney' einzubrechen. Das auf der Artussage basierende Trickmärchen mit feministischem Touch und zielgruppengerechten Songs (auf deutsch gesungen von Nena und Hartmut „Pur“ Engler, im Original von Celine Dion, „The Corrs“ und Andrea Bocelli) ist ein harmloser Familienspaß ohne große Überraschungen, der zeichnerisch aber ein wenig enttäuscht. Nett, gediegen und nur dann so richtig witzig, wenn ein ständig mit sich selbst streitender Drache mit den Stimmen der einstigen „Doofen“ Wigald Boning und Olli Dittrich pappert.“ (TV-Spielfilm) City, Schauburg, CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Der Mann mit der eisernen Maske USA 1998, R: Randall Wallace, D: Leonardo DiCaprio, Jeremy Irons, Gerard Depardieu

„Bei ,Titanic' war das Eis sein Schicksal, jetzt spielt Leonardo DiCaprio selbst einen Eisberg: den jugendlichen Louis XIV., der seinen Hofstaat demütigt, das Volk hungern läßt und diverse Hofdamen flachlegt. Schlimm, schlimm, findet Übervater d'Artagnan, und prompt erwachen auch die anderen Musketiere aus dem Vorruhestand. Zwar sagen sie weiter brav ihre Kalendersprüche auf, ersinnen aber einen Plan, den bösen König gegen dessen Zwillingsbruder (DiCaprio zum zweiten) auszutauschen. Der langweilt sich in einem Kerker, hat darüber hinaus eine Maske vor dem Gesicht – vielleicht ganz praktisch während der Pubertät, auf die Dauer aber recht lästig. Also weg mit dem Ding und dem fiesen Bruder, der Thron ruft.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter

Märchen, Träume, Phantasien Sechs Animationsfilme für Kinder, die im Rahmen der Kurzfilmtage gezeigt werden. Kino 46

Mäusejagd USA 1997, Gore Verbinski, D: Nathan Lane, Lee Evans

„Die Brüder Ernie und Lars Smuntz erben eine Fabrik, ein Haus und eine Maus. Die Fabrik scheint den Brüdern wertlos zu sein, das Haus aber wollen sie versteigern; nur die Maus muß raus. Der Werbefilmer Gore Verbinski nutzt diesen einfachen Plot, um zu zeigen, was er so alles kann. Aber nach der zehnten überrraschenden Kamerafahrt ist die „Tom und Jerry“-Dramaturgie verbraucht, und auch die Maus fängt irgendwann an, höllisch zu nerven.“ (tip) CinemaxX

Men in Black USA 1997, R: Barry Sonnenfeld, D: Tommy Lee Jones, Will Smith, Linda Fiorentino

„M.I.B. ist ein unprätentiöser Film, der im Kleinen Größe zeigt. Er läßt dem Zuschauer Zeit, die Vielfalt der Aliens zu bestaunen. Seit 1962 sind die Außerirdischen unter uns, erfahren wir. Daß die Menschheit nichts davon weiß, ist das Verdienst einer Behörde, die jeden Neuankömmling genau unter die Lupe nimmt, Aufenthaltsgenehmigungen ausspricht und Kriminelle jagt.“ (epd-film) City

Das Mercury Puzzle USA 1998, R: Harold Becker, D: Bruce Willis, Miko Hughes, Alec Baldwin

„Viele Fragen bleiben offen nach Harold Beckers letzlich enttäuschendem Thriller mit Starbesetzung. Der neunjährige Autist Simon knackt den geheimen Zugangscode zum noch geheimeren „Mercury-Programm“. Wie? Anscheinend stand der Code in einem Kreuzworträtselheft, natürlich verschlüsselt. Warum, bleibt offen. Um die weitere Verbreitung des Codes zu verhindern, schickt Lt. Colonel Kudrow (Alec Baldwin) sein Spezialisten los. Auftritt FBI-Agent Art Jeffries (Bruce Willis), der den kleinen Codeknacker beschützen will. Obwohl streckenweise nicht unspannend, mißlingt dem Drehbuch der Spagat zwischen „Der einzige Zeuge“, „Rain Man“ und so ziemlich jedem Actionstreifen mit Bruce Willis.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter, CinemaxX

Mr. Magoo USA 1997, R: Szanley Tong, Leslie Nielsen, Kelly Lynch

„Es ist bezeichnend, daß Disney in politisch korrekten Zeiten wie diesen am meisten damit zu tun hatte, die aufgebrachten Blindenverbände zu besänftigen. Am Ende des Films steht folglich ein Hinweis, nichts in „Magoo“ sei eine „akkurate Darstellung von Blindheit oder Sehschwäche“. Übersehen hat man dabei aber noch etwas: den Witz. Millionär Quincy Mogoo ist zu eitel (oder dämlich?), um eine Brille zu tragen, die er eigentlich dringend braucht. Das allein führt zu allerlei Chaos. Leslie Nielsen war mal komisch, jetzt ist er nur noch albern und stolpert durch kalmaukigen Slapstick, dem auch Regisseur Stanley Tong („Rumble in the Bronx“) nicht auf die Sprünge helfen kann.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter, CinemaxX

Mord im Weißen Haus USA 1997, R: Dwight H. Little, D: Wesley Snipes, Diane Lane

„Ein schwarzer Beamter des Washingtoner Morddezernats soll den Tod einer Frau aufklären, die im Weißen Haus ermordet wurde. Nicht nur durch die Secret-Service-Beamtin, die ihm an die Seite gestellt wird, merkt er, daß ihm nur frisierte Imformationen zugänglich sind, weil der Präsident, sein Sohn und der Sicherheitschef des Oval Office zu den Verdächtigen zählen. Polizei-Thriller, der sich damit begnügt, die Mechanismen des Genres routiniert in Gang zu setzten. Kurzatmige Anspielungen auf aktuelle Zusammenhänge verpuffen ohne inhaltlichen Widerhall.“ (film-dienst) UFA-Palast, CinemaxX, Passage (Del)

O

Oscar und Lucinda USA/Australien 1997, R: Gillian Armstrong, D: Ralpf Fiennes, Cate Blanchett

„Rothaarig sind sie beide, Lucinda im Kastanienton, Oscar hagebuttenfarbig, und beide sind sie leidenschaftliche Spieler. Dies erhöht ihre erste Begegnung – im Jahre 1857 an Bord des Dampfseglers „Leviathan“ unterwegs von England nach Australien – ins schicksalhaft Dramatische. Ansonsten jedoch sind die beiden von großer Gegensätzlichkeit, sie eine emanzipierte, risikolustige Jung-Unternehmerin, er ein selbstquälerisch vergrübelter Priester, der die Aborigines missionieren will. Die windungsreichen, höchst pittoresken Lebensabenteuer der beiden hat der australische Schriftsteller Peter Carey 1988 in einem gerühmten und prämierten Roman ausgemalt; die Filmfassung der australischen Regisseurin Gillian Armstrong jedoch, aufwendig, bilderreich und durchaus imposant, trägt schwer an den Früchten des Literarisch-Bedeutsamen. Obwohl ihre Stars Cate Blanchett und Ralph Fiennes sich mächtig ins Zeug legen, bleibt alle Leidenschaftlichkeit an den roten Haaren herbeigezogen.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter

P

Palast des Schweigens Tunesien 1994, R: Moufida Tlatli, D: Ahmel Hedhili, Hend Sabri

„Als die Sängerin Alia nach zehn Jahren den Palast betritt, in dessen Diensbotentrakt sie als Kind mit ihrer Mutter gelebt hat, verbergen sich überall Erinnerungen. An die Arbeit in der Küche, an kultiviertes Gehabe, sexuelle Ausbeutung und die väterliche Art des Hausherren. Ein Portrait der tunesischen Gesellschaft der fünfziger und sechziger Jahre. Die Lebensläufe der Frauen unterschiedlicher Generationen weisen viel engere Parallelen auf, als die Heldin wahrhaben will. Moufida Tlatli wechselt schlafwandlerisch die Zeitebenen, blickt hinter die morsche Fassade des sterbenden Feudalsystems, verliert sich genüßlich in kleinen Fluchten und der Schönheit des Augenblicks.“ (tip) Cinema

Picture Perfect USA 1997, R: Glenn G. Caron, D: Jennifer Aniston, Jay Mohr / Originalfassung ohne Untertitel

Originalfassung und Originaltitel von „Der gebuchte Mann“. Kurzkritik siehe dort UFA-Palast

Preisträger des Kurzfilmfestivals Hamburg 1998 aus aller Welt 1997/97

Elf frisch prämierte Kurzfilme vom Festival in Hamburg Kino 46

R

Riekes Wildpferd Norwegen 1994, R: Morten Kolstad, D: Linda Digernes

„Blitz und Donner reißen eines Nachts die zwölfjährig Rieke aus dem Schlaf. Als sie aus dem Fenster schaut, erkennt sie im Gewitterregen ein verletztes Wildpferd, das sich auf den Hof ihrer Eltern in einem norwegischenn Dorf geflüchtet hat. Der norwegische Kinderfilm bietet eine spannende Geschichte vor schönen landschaftlichen Kulissen, und Regisseur Kolstad reichert ihn mit zahlreichen gut fotografierten Tieraufnahmen aus der Bergwelt an.“ (Reinhard Kleber) Atlantis

Roujin Z Japan 1991, R: Hiroyuki Kitakubo / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Vorurteile: Zeichentrickfilme sind nur was für Kinder, und wahre Cartoon-Kunst wird nur bei Disney gemacht. Dieses kleine Meisterwerk aus Japan widerlegt beide. Skrupellose Technokraten entführen einen bettlägerigen Greis, um mit ihm den Prototyp einer vollautomatischen Versorgungsmaschine für geriatrische Patienten zu testen. Zum Glück gibt es im Krankenhaus ein paar alte, aber keineswegs senile „Hacker“, die mit Hilfe einer couragierten jungen Krankenschwester dem menschlichen Versuchskaninchen zur Flucht verhelfen. „Roujin Z“ fasziniert durch die überbordende Phantasie sowie durch die schöne, in Pastelltönen gehaltene Farbgestaltung.“ (tip) Kino 46

S

Schneeweißrosenrot Deutschland 1991, R: Christa Ritter, Rainer Langhans

Eine ganze Zeitlang kommt einem die Geschichte, die dieser Dokumentarfilm erzählt, wie ein Märchen vor: Zwei schöne, zänkische Zwillingschwestern ziehen in den wilden 60ern von Kassel aus, um die Welt zu erobern, und sie treffen unter den Reichen und Begabten solche Prinzen wie Mick Jagger, Alexander Kluge, Andy Warhol, Bob Dylan oder Wim Wenders. Gisela und Jutta Schmidt flogen zwischen London, Rom und L.A. hin und her, und eine von ihnen schnappte sich mit Paul Getty III schließlich den Erben eines der größten Privatvermögen, der dann allerdings nach einer Überdosis Drogen zu einem schwerstbehinderten Invaliden wird. Rainer Langhans war auch eine zeitlang mit den Schwestern liiert und filmt nun ihr Portrait mit vielen Interviews von durchweg berühmten Zeitzeugen als ein grellbuntes Bilderbuch. Am ehesten erinnern die beiden Schwestern noch an Casanova. Auch sie zogen von Hof zu Hof und konnten scheinbar jeden mit Charme und Intelligenz verführen. (hip) Kino 46

Sechs Tage, sieben Nächte USA 1998, R: Ivan Reitman, D: Harison Ford, Anne Heche

„Wenn ein Mann und eine Frau ganz offensichtlich nicht zusammenpassen, so kann, zumindest in altmodischen Kinokomödien, eine unfreiwillige Robinsonade auf einer Südseeinsel Wunder wirken. Anne Heche und Harrison Ford führen mit flottem Dialog-Pingpong vor, wie die hektische Modezicke den Buschpiloten, der sie durch eine Notlandung gerettet hat, als Survival-Partner schätzen und lieben lernt: ein Schönwetterfilmchen für schwerste Regentage.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, CinemaxX, Lichtspielhaus (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Die Shadoks Frankreich 1968/74, R: Jaques Rouxel

Ein Höhepunkt der Kurzfilmtage im Kino 46 ist die Ausgrabung dieser französischen Comic-Serie. „Les Shadoks“ sind nicht viel mehr als außerirdische Strichmännchen, die zwischen 1968 und 1974 im französischen Fernsehen in Fünfminuten-Episoden zusammen mit ihren Gegnern, den Gigis, zuerst auf ihrem eigenen Planeten und dann auf der Erde bizarre Abenteuer erleben. Die Machart war so primitiv und billig wie nur möglich, aber die Ideen des Zeichners Jaques Rouxel waren so abgedreht und komisch, daß die Serie bei den Franzosen einen ähnlichen Kultstatus erreichte wie die „Raumpatrouille Orion“ in Deutschland. Gezeigt wird eine etwa zwei Stunden lange Auswahl von den 416 Episoden der Serie – der Geheimtip der gesamten Kinowoche! (hip) Kino 46

Sixpack I Österreich 1995/96

Fünf neue Kurzspielfilme aus Österreich zum Thema „Stadtstreicher und Vagabunden“ Kino 46

Sixpack II Österreich 1995/96

Sechs neue Avantgardefilme aus Österreich zum Thema „Vom Charme der Reduktion“ Kino 46

Sommersby USA 1993, R: Jon Amiel, D: Richard Gere, Jodie Foster / Originalfassung ohne Untertitel

„Remake des französischen Kinohits „Die Wiederkehr des Martin Guerre“: Gere kehrt nach sechs Jahren Gefangenschaft während des Bürgerkriegs zurück in den amerikanischen Süden, aber seine Frau kann nicht so recht glauben, daß er derselbe Mann ist, den sie geheiratet hat. Aufwendig ausgestattet und gefilmt, ist dieser einer von den Filmen, die den Zuschauer in andere Zeiten und Orte versetzen, aber trotz guter schauspielerischer Leitungen bleiben die Charaktere zu sehr distanziert, und mit ihnen auch ihr Schicksal.“ (Leonard Maltins Movie & Video Guide) Kino 46

T

1000 Morgen USA 1998, R: Jocelyn Moorhouse, D: Michelle Pfeiffer, Jessica Lange, Jason Robards, Jennifer Jason Leigh

„Akira Kurosawas atemberaubend schöner Film ,Ran' verpflanzte Shakespeares ,König Lear' in das Japan des 16. Jahrhunderts. Kurz vor seinem Tod plante Anthony Mann das Bühnenstück in einen Western zu verwandeln. Diese Adaption von Jane Smileys mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnetem Roman hat ähnliche epische Aspirationen. Das dicht geschriebene Buch kommt auf über 365 Seiten als eine feministische Version von ,Lear' gerade so durch. Der dürftige 100 Minuten lange Film ist nicht einmal ein Möchtegern-,Ran', obwohl er durch die lächerliche Weise, in der er das Tragische verfehlt, oft unfreiwillig komisch wirkt. Während die Sprache von Shakespeare über allem wie eine göttliche Aura hängt, sind die Dialoge fast schon wieder feinsinnig in ihrer Banalität. ,Ihr Mädchen macht mich noch verrückt', sagt der Farmer Larry als die Lear-Figur. ,Die letzte Woche war die Hölle für die Kinder', sagt eine seiner Töchter. Merkwürdigerweise ist das einzige direkte Shakespeare-Zitat aus dem ,Kaufmann von Venedig'.“ (The Observer) UFA-Palast, CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

The Big Lebowski USA 1998, R: Joel Coen, D: Jeff Bridges, John Goodman

Oblomow trifft hier auf Philip Marlowe, und man muß schon die irrwitzige Fantasie der Coen-Brothers haben, um den größten Faulpelz der Literaturgeschichte und Raymond Chandlers gebrochenen romantischen Privatdetektiv in einer Figur zu vereinen. Jeff Lebowski gilt als „der trägste Mensch von Los Angeles“: Der ewige Hippie läuft ewig bekifft und in Boxershorts durch den Film. Ausgerechnet dieser Antiheld wird nun in eine höchst komplizierte Entführungsgeschichte verwickelt, bei der die Konventionen des Detektivfilms von den Filmemachern mit schönstem Übermut ad absurdum geführt werden. (hip) Schauburg

Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet

„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels, die den Fluß der Katastrophe immer wieder auf produktive Weise hemmen - im Dienste einer großen, altmodisch erzählten Love-story.“ (epd-Film) UT-Kinocenter, Schauburg, CinemaxX, Wall- & Ziegelhof (Ol), Gloria (Del)

V

Vier Geschichten über fünf Tote Deutschland 1997, R: Lars Büschel, D: Thira Walke, Sibylle Brunner, Rainer Bock

„Mit bemerkenswerter Offen- und Unvoreingenommenheit nähert sich der Film dem Tabuthema „Tod und Sterben“, wobei er mit der märchenhaften Ankunft von soeben Verstorbenen in einer Art Himmel vier Episoden verklammert. Die Neuankömmlinge in diesem „Himmel“ können durch ein Fernrohr ihrer eigenen Beerdigung zuschauen und dabei die tiefe Trauer, manche Heuchelei, aber auch so manche ausgesprochen amüsante Ungeschicklichkeit der Lebenden verfolgen. Trauer und Komik werden auf mal irritierende, mal Widerspruch herausfordernde Weise in einem letzlich tröstlichen Zusammenhang gebracht.“ (film-dienst) KOKI im Atlantis

W

Welcome To Sarajevo Großbritannien 1997, R: Michael Winterbottom, D: Stephen Dillane, Woody Harrelson, Marisa Tomei

„Michael Winterbottoms Film ist kein weiteres Lamento über die Rolle der Medien und ihrer Komsumenten angesichts eines Krieges, im Gegenteil. Er erzählt von Menschen, die ihre Beobachterposition aufgeben, die sich einmischen. Im Mittelpunkt steht der englische Journalist Michael Henderson, der anläßlich einer Reportage über ein Waisenhaus nahe der Front der halbwüchsigen Emira verspricht, sie aus dem Inferno zu retten. Als sich die Möglichkeit ergibt, eine Gruppe von Kindern außer Landes zu bringen, nimmt er Emira mit. Winterbottoms Film verbindet die Spielszenen behutsam mit dokumentarischem Material, meist Fernsehbildern aus jener Zeit, und vermeidet damit den Eindruck, die Spannung des Geschehens durch nachgestellte Szenen noch steigern zu wollen. Ebenso verzichtet er auf eine „kinogemäße“ Zuspitzung der Geschichte, die damit ganz ohne den klassischen Plot auskommt. Der Film gewinnt seine Dramatik vielmehr aus seiner Konzentration auf das alltägliche Grauen, das das Leben der Menschen hier bestimmt.“ (epd-film) Schauburg

Wild Man Blues USA 1997, R: Barbara Kopple, D: Woody Allen as himself

Drei Wochen nach dem Kinostart von „Harry außer sich“, in dem Woody Allen sich nach allen Regeln der Kunst selber dekonstruiert, wird er jetzt in diesem Dokumentarfilm wieder liebevoll zusammengesetzt. Regisseurin Barabra Kopple durfte Allen auf einer Europatournee der traditionellen Jazzband, in der er Klarinette spielt, begleiten. Der berüchtigt menschenscheue Künstler ließ die Kamera erstaunlich nahe an sich heran, und so sieht man, daß der reale Allen nichts von Harry an sich hat, aber tatsächlich so dünnhäutig, nervös, scheu und komisch ist wie die von ihm geschaffene Kunstfigur Woody. (hip) Atlantis

Y

You'll Never Walk alone NL, Irland, England, Spanien 1995/97

Fünf mit 10 bis 30 Minuten längere Kurzfilme, an denen man beispielhaft die Stärken und einige Schwächen des Formats erkennen kann. In dem holländischen „The Oath“ wird eine Kurzgeschichte mit einem genau kalkulierten Effekt inszeniert, in dem spanischen „El Secdleto de la Tlompeta werden soviel durchgeknallte Ideen wie nur möglich gepackt, in dem Animationsfilm „Flatworld“ wird die Idee einer flachen, eindimensionalen Welt bis an die Grenzen der Logik ausgespielt, und in den irischen Filmen „35 Aside“ und „The Life of Reilly“ wird jeweils die Entwicklungsgeschichte eines jungen Außenseiters erzählt. Im ersten Film gelingt dies mit einer Aneinanderreihung komischer Situationen, beim zweiten wird ein Gag ständig wiederholt, so daß man zu der Erkenntnis kommt, daß auch ein Kurzfilm viel zu lang sein kann. (hip) Kino 46

Z

Zugvögel ...einmal nach Inari Deutschland 1997, R: Peter Lichtefeld, D: Joachim Krol, Outi Mäenpää, Peter Lohmeyer

„Ein anrührendes, unterhaltsames Road- oder vielmehr Railroad-Movie. Leichthändig verschränkt sind hier eine Liebesgeschichte, zwei Kriminalhandlungen und eine einfache Fortbewegung. Hannes, Aushilfsfahrer, hat Sonderurlaub genommen, um in Nordlappland an der Europameisterschaft der Fahrplanexperten teilzunehmen: Fahrpläne sind sein Hobby und seine Leidenschaft. Aber daheim in Dortmund ist Hannes' Chef ermordet worden, und alle Indizien deuten auf ihn als Täter. Wie in Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“ bangt man mit dem unschuldigen Helden, der sich, ohne es zu wissen, auf der Flucht befindet und nur dank naiver Gefühlsaktionen und schicksalsmäßiger Fügungen den Verfolgern immer gerade knapp entkommt. Der Weg ist das Ziel – Züge, Fähren und freundliche Finnen mischen mit.“ (epd-film) Schauburg, Casablanca (Ol)

Zum Teufel mit der Seele Australien 1997, R: Peter Duncan, D: Geoffrey Rush, Frances O'Connor, Peter Duncan

Australische Komödie über einen jungen Wissenschaftler, der nach einer Formel gegen das Altern sucht. Auf der Suche nach Geldgebern landet er mit seiner Ex-Freundin und EX-Assistentin auf dem Landgut eines einflußreichen Politikers, der sich als Satanist entpuppt. Der Film ist manchmal schon zu smart und durchgedreht, um wirklich Spaß zu machen. Die Filmemacher waren so in ihre originellen Ideen verliebt, daß sie die Ökonomie des Erzählens dabei zu sehr aus den Augen verloren. So ist dieser, ansonsten sehr sympathische und freche Film nicht ganz so witzig, wie er es gerne wäre. (hip) Schauburg, Casablanca (Ol)