Shaquilles Füße sind zu teuer

■ Der US-Sportartikelmarkt ist gesättigt. Selbst Marktführer Nike fährt Verluste ein. Konkurrent Reebok spart nun bei der Werbung

Berlin (taz) – Nike, der Welt größter Sportartikelhersteller, hat im vierten Quartal des Geschäftsjahres 1997/98 einen Verlust von 67,7 Millionen US-Dollar nach Steuern eingefahren. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatten die Turnschuhkleber noch 155,8 Millionen Gewinn gemacht. Gründe gibt es für das Unternehmen aus Beavertown, Oregon, einige: die Krise in Asien, Umstrukturierungskosten und vor allem sinkende Schuhverkäufe.

„Historisch gesehen sind wir nach schwierigen Perioden immer wieder so stark zurückgekommen, daß der Markt, die Analysten und selbst wir überrascht waren“, tröstete Nike-Chef Phil Knight die Aktionäre. Trotz des Verlustes führt das Unternehmen den Weltmarkt für Sportartikel weiterhin an, auch wenn der weltweite jährliche Umsatz wahrscheinlich unter die Vorjahresmarke von 9,6 Milliarden Dollar fällt und im März die Streichung von 1.600 Stellen verkündet wurde.

Schon seit einiger Zeit hat Nike mit der Sättigung des amerikanischen Marktes und dem Wiedererstarken des ehedem schon geschlagenen Konkurrenten Adidas zu kämpfen. Dieser hat mittlerweile im von Knight so getauften „Krieg der Schuhe“ das aggressive Marketing des Klassenprimus erfolgreich kopiert. Doch statistisch besitzt inzwischen jeder US-Bürger bereits mehr als drei Paar Turnschuhe, der Gesamtumsatz an Sportartikeln in den USA ging im letzten Jahr um elf Prozent zurück.

Auch anderen Sportartiklern geht es nicht besser. So hat Reebok ebenfalls am Dienstag einen inneramerikanischen Umsatzrückgang von 12 Prozent vermeldet und wird den auslaufenden millionenschweren Werbevertrag mit seinem Aushängeschild Shaquille O'Neal, dem Center der Los Angeles Lakers, nicht verlängern.

Knight, der noch die Sohlen der ersten Nike-Schuhe herstellte, indem er höchstpersönlich Gummi in ein Waffeleisen goß, hofft allerdings, durch „eine Entwicklung der Organisation“ auch weiterhin für „profitables Wachstum“ seines Konzerns zu sorgen.

Schon seit einigen Jahren versucht Nike vehement, in den Fußball einzubrechen, wo Adidas aktuell noch 60 Prozent der weltweiten Marktanteile hält. Seine Doktorarbeit in Stanford schrieb Knight zum Thema, wie man die Vorherrschaft der fränkischen Sportartikelhersteller Adidas und Puma brechen könne.

Mit der Verpflichtung diverser Nationalteams, darunter des brasilianischen und seines Superstars Ronaldo, dem zweifachen Weltfußballer, ist Nike überaus präsent bei der Weltmeisterschaft in Frankreich. Zwar ist man nicht offizieller Sponsor, aber steckt einen Großteil des Werbeetats in TV- Spots und Plakatwände in den WM-Städten. Schon 1996 in Atlanta konnte Nike den Eindruck vermitteln, der Hauptsponsor der Olympischen Spiele zu sein. Thomas Winkler