SFB-Vertrag mit Love Parade ist überflüssig

■ Auf der Suche nach guten Kameraplätzen für die Love Parade am Wochenende schloß der Sender Freies Berlin mit dem Falschen einen Vertrag. Die Love Parade darf als Veranstalter keine Standorte zuw

Der Vertrag des SFB mit der Love Parade GmbH ist offenbar nicht nur unvorteilhaft für den Sender, sondern auch völlig überflüssig: „Wer meint, durch einen Vertrag einen besseren Kamerastandort zu bekommen, ist schlecht beraten“, sagte gestern Joachim Haß, Referatsleiter beim für die Anmeldung der Love Parade zuständigen Landeskriminalamt. Doch genau die exklusiven Positionen hatte der SFB als Grund dafür genannt, einen Vertrag mit den Veranstaltern einzugehen.

Indes sagte Referatsleiter Haß, „selbstverständlich“ habe die Love Parade keine Verfügungsbefugnis über den Veranstaltungsort: „Das haben wir ihr auch mitgeteilt.“ Zwar habe die Ordnungsbehörde im vergangenen Jahr festgestellt, daß die Veranstalter „offensichtlich Medienstandorte ausgewiesen“ hätten, sagte LKA-Beamter Joachim Haß. Dies werde aber dieses Jahr nicht mehr geduldet. Fernsehsender könnten sich wegen spezieller Standorte einzig an das Bezirksamt Tiergarten wenden.

Anders als der SFB wußten die Veranstalter der Love Parade offenbar, daß sie einem Sender gar keine exklusive Berichterstattung zusagen dürfen. Denn im Vertrag mit dem SFB weist Love-Parade- Manager Andreas Scheuermann ausdrücklich darauf hin, daß er keinem anderen Sender „verbieten kann, Bild-Ton-Aufnahmen des Demonstrationsumzuges herzustellen und auszuwerten“. Niemand kann den Veranstaltern vorwerfen, schriftlich etwas Falsches versprochen zu haben.

Wie berichtet, wandte sich der SFB in Sorge um die Berichterstattung am kommenden Wochenende an die Veranstalter. Fernsehdirektor Ulrich Anschütz hatte dies damit begründet, seine Kameras nicht „in der dritten Reihe“ aufstellen zu wollen. SFB-Verantwortliche befürchteten ein „De- facto-Hausrecht“ der Love Parade GmbH am Kundgebungsplatz am Großen Stern. Dafür ließ sich der SFB im Vertrag von den Veranstaltern des Spektakels den Umfang seiner Berichterstattung diktieren. Der öffentlich-rechtliche Sender sichert nicht nur ein Produktionsvolumen von rund 800.000 Mark zu, sondern überläßt seine Bilder auch noch der Love Parade zur weiteren Verwertung. „Günstige Konditionen“, beteuerte die SFB-Pressestelle.

Neben dem SFB haben sich nur RTL2 und der Musikkanal Viva auf Verträge mit der Love Parade eingelassen. Andere Sender werden zwar nicht derart ausführlich berichten, fragten sich aber gestern dennoch, warum ihre Kollegen eigens Abmachungen getroffen haben. „Wir haben keinerlei Einschränkungen in der Berichterstattung“, sagte die zuständige Mitarbeiterin im Berliner Studio von RTL, das redaktionell von RTL2 getrennt arbeitet. „Daß irgend jemand kommt und sagt, da dürft ihr nicht hin, ist doch Quark mit Soße.“ Bei einem derart langen Umzug sei zudem Platz für alle Kamerateams. Ein Sender müsse da nicht den anderen wegdrängeln, „um ein paar lustige Menschen zu filmen“. Auch der Nachrichtenkanal n-tv sieht keinen Grund zur Sorge. Er will nach eigenen Angaben zwei Teams einsetzen und von anderen Stationen Bilder übernehmen. Georg Löwisch, Lutz Meier