: Werbeagenturen werben besser
■ Dank anziehender Konjunktur sehen Werbeagenturen steigende Umsätze. Markt für vergleichende Werbung ungewiß
Berlin (taz) – Vergleichende Werbung kann durchaus ohne eine Verunglimpfung auskommen. „Blondinen sind heller!“ texteten die Werber der Agentur Ammirati Puris Lintas für den Berliner Werbekongreß und gewannen damit den zweiten Platz des kreativen Treffens. Seitdem der Bundesgerichtshof in zwei Urteilen vom 5. Februar und 23. April die vergleichende Werbung in Deutschland zugelassen hat, beschäftigen sich die Werber zwischen Hamburg und München mit der ihnen neu bescherten Freiheit. Ob der Vergleich zweier Produkte oder Dienstleistungen allerdings auf dem heißumkämpften Werbemarkt etwas bringt, darüber sind die Werber unterschiedlicher Meinung.
„Mehr Freiraum ist gut, aber keine Garantie für bessere Ideen“, meint ein Agenturchef in dem gestern veröffentlichten Sommermonitor des Gesamtverbandes Werbeagenturen (GWA). 157 Werbeagenturen haben sich in dem Verband organisiert. Sie repräsentieren rund 75 Prozent des Agenturmarktes in Deutschland. In der Sommerumfrage geben die Agenturen auch Auskunft über die Geschäftsentwicklung. Da die Branche von der Konjunktur abhängig ist, hatten die Agenturen in den vergangenen Jahren über verlorene Etats und fehlende Kunden geklagt.
In diesem Jahr scheint der zögerliche Aufschwung der Wirtschaft sich auch in der Werbebranche niederzuschlagen. 75 Prozent der Agenturen (94 hatten den Fragebogen beantwortet) sehen steigende Umsätze. Die Chefs erwarten für ihre eigene Firma eine Steigerung von acht Prozent und für die Branche immerhin noch ein Plus von 4,7 Prozent. Da Werbung immer ein Spiegel der Gesellschaft ist, steigen die Umsätze vor allem mit den Kunden, deren Branchen wachsen: Banken- und Finanzdienstleister, EDV-Kommunikation und Medien.
Die Chefs der Werbeagenturen befürchten zwar nicht die vergleichende Werbung, wohl aber den Vergleich mit der Konkurrenz. Unternehmensberatungen und Billigagenturen drängen seit einigen Jahren in den Markt um die Werbebotschaft. So zumindest stellt es der GWA dar.
Die Agenturchefs selbst sehen den Wettbewerb gelassener. Beide „haben ihre Daseinsberechtigung im Markt“, zitiert die GWA einen Werber. Unternehmensberater haben sich in den vergangenen Jahren angewöhnt, ihre Kunden auch im Marketing zu beraten.
Die Billigagenturen hingegen bieten mittelständischen Unternehmen Werbung zu Discount- Preisen. „Ikea der Werbung“, nennt sich Thomas Huber, Chef von der Agentur White Lion. Über Internet bietet White Lion Kataloglösungen für Werbung zu Billigpreisen an.
Da auf dem gesamten Werbemarkt im vergangenen Jahr rund 150 Milliarden Mark umgesetzt wurden, davon aber nur ein Drittel an die großen Agenturen ging, bleibt für die Discounter ein weites Feld. ufo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen