Vor „Doppelhuhn-Streifen“ wird gewarnt

■ Die Lindauer Grenzpolizei amüsierte sich offenbar köstlich über ein frauenfeindliches Pamphlet

Lindau/Augsburg (taz) – Kein Zweifel, windet sich der schwäbische Polizeipräsidenten Karl Endres, „die Angelegenheit ist ausgesprochen peinlich und unangenehm“. „Die Angelegenheit“ ist ein frauenfeindliches Pamphlet, das der Stationsleiter der Grenzpolizei Lindau-Bahnhof im Rahmen einer Schulung verlesen hat. Von „Hühnern“ und „Tanten“ im Zusammenhang mit Streifenpolizistinnen war darin die Rede. Besonders geschmacklos: Vor sogenannten „Doppelhuhn-Streifen“ gewarnt.

Ein „peinliches Versehen“, wie auch das bayerische Innenministerium in der Antwort auf eine entsprechende Anfrage der Grünen- Abgeordneten Irene Maria Sturm konstatiert. Der Stationsleiter hätte die „Mißverständlichkeit derartiger Texte erkennen müssen“. Hat er aber nicht. Statt dessen sollen jetzt sogar andere schuld haben: nämlich die Amis.

Es müsse jemand das Schreiben manipuliert und in die Unterrichtsunterlagen zum Gleichstellungskonzept „geschmuggelt“ haben, meint Karl Goj vom bayerischen Innenministerium. Er vermute, daß der anstößige Text einem US- amerikanischen Police-Departement entstamme. Und außerdem sei es bei der Lesung darum gegangen, ein Negativbeispiel vorzustellen, nicht um einen frauenfeindlichen Akt.

Daß es bei der bayerischen Polizei tatsächlich frauenfeindliches Verhalten gibt, mußte vom Ministerium allerdings zugegeben werden. In 20 Fällen wurde bislang ermittelt, 12mal sei es zu dienstrechtlichen Maßnahmen im Freistaat gekommen. kw