Lokalkoloratur

Wie leicht man mißverstanden wird, davon weiß die Hamburger SPD ein vielstrophiges Lied zu singen. Wolf-Dieter Scheurell ist zum Beispiel so ein armer Tropf. Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete wollte seinen Parlamentskollegen nur einen Gefallen tun. Also steckte der Telekom-Vertriebsmann ihnen einen Werbebrief in ihr Bürgerschaftsfach. „Sicher haben auch Sie schon einmal darüber nachgedacht, welche Vorteile ein Handy bietet“, steht darin geschrieben. Und günstigerweise habe die Hansestadt mit der Telekom einen Rahmenvertrag, der VolksvertreterInnen ermöglicht, billiger zu telefonieren als das gemeine Volk. „Als Kollege habe ich die Weitergabe dieser Information als meine Pflicht angesehen, denn von diesem Angebot wissen meist nur Insider“, so Scheurell. Manche ParlamentarierInnen wußten diese nette Geste aber nicht zu würdigen. „Ich habe das nicht als unsittlichen Antrag gemeint“, ist Scheurell ratlos. Immerhin hält auch die Bürgerschaftskanzlei den Scheurellschen Bauchladen am Rande der Bürgerschaft nicht für „anrüchig“. Schließlich hätten auch alle anderen Geschäftsleute Zugang zu den Fächern der Abgeordneten. sim