Stille Tage ohne Berti
: „Gesicht der Deutschen“

■ Vogts' WM-Fußball ist vergessen – doch man merke sich seine geistige Top ten

Alles ist zu Ende gegangen, und es gibt nur geringe Chancen, daß sich der Traum des Kollegen S. erfüllen wird, in dem Fifa-Präsident Blatter heute nachmittag überraschend einem Protest von Berti Vogts stattgeben wird – und die WM von vorn beginnt.

Vogts, in Nizza unerschöpfliche Quelle allen Kolumnenlebens, hat in Paris übrigens kaum jemand vermißt. Es wäre dennoch nicht richtig, zu vergessen, was der DFB-Trainer in fünf Wochen für erstaunliche Äußerungen getätigt und Geisteshaltungen offenbart hat. Stiller Berti – seine geistige Top ten:

1. „Mir wäre es lieber, wir hätten gegen Jugoslawien verloren, dafür aber wäre der Polizeibeamte noch gesund.“ (Dazu sagt Herbert Riehl-Heyse, es gäbe „Selbstverständlichkeiten, die man nicht aussprechen darf“, um sich nicht zu entlarven.)

2. „Es wird auch hier wieder ein deutscher Rechtsverdreher Chaoten vertreten. Dann kommt noch der große Psychologe. Auch der wird das Seinige beitragen.“ (Über sein Verständnis vom Rechtsstaat)

3. „Können wir jetzt endlich über Fußball reden?“ (Nach einigen Fragen zu Lens, siehe 1.)

4. „Die Mannschaft hat wirklich das Gesicht der Deutschen im Ausland gut dargestellt.“ (Speziell auch mittels Hadern, Lamentieren und Verschwörungstheorien nach dem Aus von Lyon)

5. „Ich möchte den Ausdruck nicht nennen, den der Präsident von Bayern München ihm gibt, wenn die Kameras ausgeschaltet sind.“ (Subtile Verteidigung für die Nichtnominierung Scholls)

6. „Das dritte Tor war klares Hand.“ (Nach dem Kroatien- Spiel)

7. „So kriegen Sie nie den Pulitzer-Preis, Herr Hunke.“ (Wollte er einen Konkurrenten ausschalten, um den Preis der Kolumnistin M. Vogts zuzuschanzen – in der Annahme, es gäbe ihn hierzulande?)

8. „Vielleicht ist der deutsche Fußball ja zu erfolgreich.“ (Widerlegbare Verschwörungstheorie nach dem Aus)

9. „Wir waren die klar bessere Mannschaft bis zu dem Platzverweis, der provoziert war.“ (Siehe 6.)

10. „Das habe ich im Interesse des deutschen Fußballs so entschieden.“ (Zur Reinstallation von Lothar Matthäus – der deutsche Fußball dankt)

taz meint: Vielleicht sollte man sich das ja ausnahmsweise merken. pu