Werbefernsehen, Schlangenlinien etc.
: Schöner Kippeln

■ Erinnern, wiederholen, durcharbeiten: Mit David Coulthard und Mika Häkkinen bahnt sich die A-Klasse den Weg aus dem Trauma

Die Bitburger-Brauerei hat ihre große, grüne Abdeckplane wieder eingerollt. Kein Fußballfeld nirgends, das jetzt noch zugedeckt werden müßte. Der Sportfreund hat sich sowieso die ganze, lange Fußball-Weltmeisterschaft über gefragt, ob sich der Bierfabrikant nicht in der Sportart geirrt hat. Tennisplätze werden vor Regenfällen in Sicherheit gebracht. Fußballplätze eher nicht.

Die televisuell werbende Wirtschaft hat sich unterdessen wieder anderen Aufgaben zugewandt. Die Herrscher über entfesselte Motorenkräfte, die Herren David Coulthard und Mika Häkkinen, ihres Zeichens Schumi-Gegner und Werksfahrer bei Mercedes in der Formel eins, wurden dazu angehalten, sich in den Dienst der expandierenden Firma zu stellen.

Seit der Ball nicht mehr rollt, fahren sie fürs Werbefernsehen Schlangenlinien mit der A-Klasse. Waghalsig und unerschrocken legen sie sich wie beim Elchtest in die Kurven. Schöner Kippeln war nie.

Das Drehbuch zum Spot stammt übrigens nicht aus einer flotten Agentur, sondern direkt aus der Schule der Psychoanalyse. In einer kleinen Schrift hat Dr. Sigmund Freud dereinst hilfreiche Ratschläge zum Umgang mit traumatischen Erfahrungen erteilt. Nichts wie zurück zum Erschröcklichen und „erinnern, wiederholen, durcharbeiten“!

Die schönen Bilder der Mercedes-Werbung stimmen zuversichtlich in Zeiten nationaler Krisen, wo die Bälle nicht so laufen wollen und alles irgendwie im Stau steckt. Mentale Schwächen und andere Desaster können also doch einer aussichtsreichen Behandlung zugeführt werden. In Super-Slow-motion. Harry Nutt