Wadenbeißer knabbern Leitungen an

■ Private Konkurrenz auch bei Ortsgesprächen und Telefonzellen

Berlin (taz) – „Wadenbeißer" nennt Telekom-Chef Ron Sommer die neue, ungeliebte Konkurrenz im Telefonmarkt. Besonders die kleinen Anbieter wie Tele 2 oder MobilCom ärgern den Boß der ehemaligen Post. Denn Sommer muß ihnen Leitungen im Fernnetz für rund 2,7 Pfennig pro Minute vermieten und ermöglicht so deren agressiven Preiskampf. Den niedrigen Preis hat ihm die „Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation“ in Bonn vorgeschrieben. Sie erfüllt damit ihre Aufgabe, das Monopol der Telekom aufzubrechen und neuen Wettbewerbern den Zugang zum Zukunftsmarkt zu eröffnen.

Für die Telefonkunden in Deutschland ist die Arbeit der Behörde segensreich. Seit Anfang des Jahres sind die Kosten der Ferngespräche bis zu 70 Prozent gesunken. Und auch bei den Ortsgesprächen könnten bald die Preise fallen. Am 17. August will die Regulierungsbehörde bekanntgeben, zu welchen Kosten die Telekom die „letzte Meile“ zwischen dem Fernnetz und der Steckdose in jedem Haushalt vermieten muß. Wenn der Preis unter 20 Mark pro Monat liegt, wird nach Ansicht von NetCologne-Sprecherin Mechthild Hexamer auch hier der Telekom eine mächtige Konkurrenz erwachsen. Bisher gehört der Kölner Anbieter noch zu den wenigen Gesellschaften, die günstige Tarife im Ortsnetz anbieten. Doch bei einem Mietpreis von 20 Mark könnten mehr Private mit der Telekom- Grundgebühr von rund 24 Mark konkurrieren und Kunden auch zusätzlich mit günstigen Preisen je Telefoneinheit ködern.

Doch auch wenn die Telekom ihre Preisvorstellungen von 40 Mark durchsetzen kann, wird der Wettbewerb bei den Ortsgesprächen nicht ausbleiben. NetCologne legt schon heute eigene Leitungen in Neubaugebieten. Nach Ansicht von Arcor-Sprecherin Barbara Kögler ist es bisher für die Privaten zu teuer, eigene Kupferleitugen für Einzelbauten zu vergraben. Die Mannesmann-Tochter versucht aber „mit Hochdruck“, einen bezahlbaren Kabelersatz per Richtfunk zu installieren.

Und selbst das allerletzte Monopol bricht Mannesmann auf: In Ludwigsburg hat der Konzern gestern 40 eigene Telefonzellen aufgestellt. Gespräche aus den Zellen sollen bis zu einem Drittel billiger sein als bei den grau-rosa Kästen der Telekom. Selbst das Bezahlen wird bequemer: Als Zahlungsmittel dient dient eine aufladbare Geldkarte der Ludwigsburger Sparkasse. Marcus Franken