Nordirland entspannter

■ Oranier in Portadown gehen langsam nach Hause. IRA erwägt Übergabe ihrer Waffen

Dublin (taz) – Nur noch wenige Mitglieder des protestantischen nordirischen Oranier-Ordens nehmen noch an der Belagerung eines katholischen Viertels in der nordirischen Stadt Portadown teil. Hochrangige Mitglieder des Ordens sowie Nordirlands designierter Premierminister David Trimble haben die Oranier aufgefordert, nach Hause zu gehen. Die protestantische Church of Ireland, der das Gelände in Drumcree gehört, hat gestern die Gemeindehalle dichtgemacht, die den Belagerern bis dahin als Hauptquartier gedient hatte.

Die Polizei beschlagnahmte bei einer Razzia vorgestern zahlreiche Waffen, darunter eine selbstgebaute Maschinenpistole, Pfeil und Bogen, ein Benzinfaß, Katapulte und mit Sprengstoff gespickte Dart-Pfeile. So gab es erstmals seit Beginn der Belagerung in der Nacht zu gestern keine Krawalle.

Der britische Premierminister Tony Blair sagte, der Wunsch der Mehrheit nach Frieden habe über die Extremisten triumphiert. Die Regierung rechnet nun damit, daß die IRA in den nächsten Wochen mit der Ausmusterung ihrer Waffen beginnen wird. Das ist Voraussetzung dafür, daß ihr politischer Flügel, Sinn Féin, seine Sitze im Regionalparlament einnehmen darf, das Mitte September die Arbeit aufnimmt.

IRA-Mitgliedern, die die Waffen übergeben, wird Straffreiheit zugesichert, die Waffen werden nicht forensisch untersucht. Das Waffenarsenal ist ungefähr bekannt: Libyens Staatschef Gaddafi, der in den 80er Jahren vier Schiffsladungen Waffen an die IRA schickte, hat der Londoner Regierung die Transportliste übergeben. Ralf Sotscheck