Bern will nicht verhandeln

■ Konflikt zwischen USA und Schweiz um jüdisches Vermögen verschärft sich

Genf (dpa) – Der Streit zwischen US-Behörden, jüdischen Organisationen und der Schweiz spitzt sich weiter zu. Eine Schweizer Handelskette nahm gestern alle in den USA hergestellten Produkte aus ihren Regalen – als Reaktion auf die amerikanischen Boykottdrohungen gegen Schweizer Banken.

Die Regierung in Bern und die Schweizer Großbanken hatten am Donnerstag abend erklärt, nicht an einem Hearing vor dem Bankenausschuß des US-Senats zum Thema „Schweizer Banken, das Washingtoner Abkommen von 1946 und die laufenden Entwicklungen in Sachen Rückgabe von Holocaust-Geldern“ teilnehmen zu wollen. Die Schweiz hatte sich im Washingtoner Abkommen zur Zahlung von 250 Millionen Franken als Gegenwert für das Gold und andere von der Deutschen Reichsbank deponierte Werte bereit erklärt. Angesichts der fragwürdigen Verknüpfung der Frage der nachrichtenlosen Vermögen mit diesem Abkommen sehe man keinen Grund zur Teilnahme an dem Hearing, betonte das Schweizer Außenministerium.

Die Großbanken dementierten unterdessen einen Bericht des Handelsblatts, wonach sie die von ihnen angebotene Entschädigungssumme von 600 Millionen US-Dollar für Holocaust-Opfer verdoppeln wollen. „Wir halten 600 Millionen immer noch für ein faires Angebot“, sagte Credit-Suisse-Sprecher Paul Rhyn am Freitag, „dabei bleibt es.“ Daran ändere auch die Tatsache nichts, daß die Anwälte der jüdischen Sammelkläger inzwischen mehr Flexibilität signalisierten. Der Jüdische Weltkongreß (WJC) hatte 1,5 Milliarden Dollar gefordert.