Rüstungsfusion geplatzt

■ Lockheed und Northrop geben überraschend ihre Zusammenarbeit auf

Berlin (taz) – Die US-Regierung hat der von ihr selbst ausgelösten Fusionswelle unter den amerikanischen Rüstungskonzernen ein Ende gesetzt. Am Donnerstag abend nach dem New Yorker Börsenschluß gab Vance Coffman, Chef des größten US-Rüstungskonzerns Lockheed Martin, auf Druck des Verteidigungsministeriums endgültig seinen Plan auf, den Konkurenten Northrop Grumman für 8,3 Milliarden Dollar (14,9 Milliarden Mark) zu übernehmen – immerhin die Nummer vier im Waffengeschäft.

Verteidigungsministerium und die Kartellabteilung des US-Justizministerium hatten bereits im März eine Kartellrechtsklage eingeleitet – der Prozeß war für September angesetzt. Doch die Kontrahenten nutzten die Zeit für Verhandlungen über eine gütliche Lösung. Die Regierung fürchtete zu starke Konzentrationen in der Waffenelektronik und hatte daher einen Verkauf der Betriebsteile verlangt, die Northrop selbst erst vor zwei Jahren für drei Milliarden Dollar von Westinghouse gekauft hatte. Doch die beiden Möchtegernpartner lehnten ab. Zunächst sah es so aus, als würde Lockheed es auf einen Prozeß ankommen lassen, doch am Ende plagte Vance offenbar die Sorge, ihren „Hauptkunden“, das Pentagon, mit ihrem Widerstand vielleicht zu sehr zu verärgern.

Dabei hatte das Verteidigungsministerium 1993 selbst mit Steuervergünstigungen eine Fusionswelle ausgelöst, bei der die US-Rüstungsfirmen sich gegenseitig verschlangen: Insgesamt 60 Milliarden Dollar wurden dafür auf den Tisch gelegt. Allein in Lockheed sind schon acht Firmen verschmolzen. urb