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■ NachschlagAll you can eat: See Food – im C-Base

Max Schumacher klaut: „Take a little bit of everything and remix it“, lautete die Devise seines DJ-Theaters, das ein Kaleidoskop von Stereotypen darstellt, die fast unbeabsichtigt zum wahren Kern der Sache kommen. Diese Idee ist nicht neu, sondern auch geklaut vom größten Dieb der Postmoderne: Quentin Tarantino, wie sich am Titel „See Food“ zeigt, der wie Tarantinos Filmtitel „Pulp Fiction“ eine Symbiose aus zwei verschiedenen Genres darstellt. „See“ hat Slawonirs Mrozeks Stück „Auf hoher See“ zum Hintergrund. Drei Schiffbrüchige auf einem Floß und vor dem Entscheidungskampf: Wer frißt, und wer wird gefressen? In einem gekenterten Spaceship im All treiben die drei Amerikanerinnen Ji-Young Kim, in Seoul geboren, Rhamelle Green, Afroamerikanerin, und Renée Amter aus Europa. Vom Rassenkonflikt konnte Schumacher als gebürtiger Kölner, der gerade in New York ein Fulbright-Stipendium hat, nicht die Finger lassen. In ihrem Überlebenskampf rappt die Schwarze „Don't eat me“, läßt die Asiatin ein bißchen Singsang und ein paar koreanische Trommeln einfließen und die Europäerin brilliert mit abendländischer Rethorik. Faszinierend ist dabei, daß alle Monologe autobiographisch sind. Als jede der drei ihr Leibgericht in ihrem Lieblingrestaurant in New York beschreibt, schwärmt Ji-Young von sushiverdächtigen Hackbewegungen begleitet auf koreanisch, Rha zelebriert im deftigen black american slang mit „spicy Chicken & co“ soul food und Renée stöhnt italienisch wild gestikulierend von Proscutti. Alle kennen schon die Wahrheit: Jeder ist sich selbst der nächste, und wer es nach Darwin nicht schafft, der macht aus der Not eine Tugend und wird zum besseren Menschen. Worauf kommt es also an? Auf den Service, und der war so nett, so häppchenweise angerichtet, wie es sonst nur ein amerikanischer Musiksender schafft: ein guter Rap, sehr nette, eingespielte Sounds von DJ T. S. Elliott, hübsche Mädels und für die Deutschen unter uns: Metaphern, Philosophie und Sinn des Lebens. Patricia Caspari

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