Frauen fördern oder es gibt Stellenstopp

■ Frauenpolitikerinnen geben Warnschuß in Richtung Hochschulen: Die Grünen wollen Frauenförderung erzwingen / Bremen im Ländervergleich an letzter Stelle

Der Vorschlag ist provokativ, aber anders scheint nichts zu passieren: Solange die Bremer Hochschulen ihre gesetzlichen Pflichten bei der Frauenförderung nicht erfüllen, soll ihnen keine einzige Stelle im wissenschaftlichen Bereich mehr bewilligt werden. So fordert es die frauenpolitische Sprecherin der Grünen in der Bürgerschaft, Maria Spieker, und trifft damit auch in anderen Fraktionen auf überraschend offene Ohren. „Das könnte man schon machen. Irgendwie muß ja Druck ausgeübt werden“, so Spiekers frauenpolitische Kollegin aus der CDU, Ulrike Schreiber. Die Frauen in der SPD und AfB sind zwar vorsichtiger, ob Zwangsmaßnahmen bei Frauenförderung den gewünschten Effekt haben können. Grundsäztlich ablehnen wollen aber auch sie die Idee von Spieker nicht. Auch Gundula Lösch-Sieveking von der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau hat längst erkannt: „Über das Geld läuft alles. Wenn die Hochschulen nicht in der Lage sind, gesetzliche Vorgaben einzuhalten, ist das der einzige Weg.“

Die Grüne macht mit ihrer Forderung ein vergessenes Faß auf: um die wissenschaftliche Frauenförderung an den vier Bremer Hochschulen (Universität, Hochschule Neustadt, Bremerhaven, für Künste) ist es schlecht bestellt. Bei einer kleinen Anfrage im Januar landete Bremen im Ländervergleich auf dem vorletzten Platz. Nun zeigt eine neuerliche kleine Anfrage: In § 4,2 des Bremischen Hochschulgesetzes steht seit 1989 unmißverständlich, daß sogenannte „Frauenförderrichtlinien“ erlassen werden müssen. Doch in Bremen hat allein die Universität das gesetzlich vorgeschriebene Instrumentarium für die Förderung von Frauen in der Wissenschaft geschaffen. Die Richtlinien sollen Arbeitsgrundlage für die Zentralen Kommissionen für Frauenfragen sein, die konkrete Frauenförderpläne ausarbeiten sollen. Damit sind die Richtlinien Voraussetzung für institutionalisierte Förderung von Frauen in der Wissenschaft.

„Es ist richtig, daß wir da ein Defizit haben“, räumt der Kanzler der Hochschule für Künste (HfK), Klaus Güse, ein. Seine Hochschule hat in der Kleinen Anfrage besonders schlecht abgeschnitten. An der HfK gibt es keine Maßnahmen zur Frauenförderung. Die Verantwortung dafür schiebt Güse den Frauen in die Schuhe: entsprechende Bedürfnisse seien bislang nicht formuliert worden. Daß es keine Frauenbeauftragte gibt, sei bislang daran gescheitert, daß sich keine Kandidatinnen gefunden hätten.

Eine Argumentation, die sich auch die Hochschule in der Neustadt zu Eigen gemacht hat. Auch hier sei die Wahl einer Frauenbeauftragten bis vor zwei Monaten am Mangel der Kandidatinnen gescheitert. Jetzt hat den Posten die Professorin Renate Mayer-Braun übernommen, und muß nur noch 12 statt bisher 18 Stunden unterrichten. Immerhin: an der Hochschule Bremerhaven gibt es zwar Richtlinien und seit kurzem auch Frauenbeauftragte. Eine Zeitentlastung erfolgt hier jedoch nicht.

„Wissenschaftssenatorin Bringfriede Kahrs könnte Stellen so lange nicht freigeben, bis Richtlinien zur Förderung von Frauen vorliegen“, sagt nun Maria Spieker. Doch die Wissenschaftssenatorin winkt ab. „Frau Kahrs hält das für keinen geeigneten Vorschlag“, so Kahrs-Sprecher Rainer Gausepohl. Die Hochschulen, so die Begründung, könnten unter einer solchen Regelung leiden. Christoph Dowe