Frankreich gräbt WAA La Hague das Wasser ab

■ Umweltminister zeigen Verhandlungsbereitschaft zum Schutz der Meere auf Ospar-Konferenz

Berlin (taz) – Ins radioaktive Abwasser kommt Bewegung. Frankreich plädiert seit gestern auf der Ospar-Konferenz für eine graduelle Verminderung der Konzentration von radioaktivem Abfall in Nordsee und Nordostatlantik, berichten Konferenzteilnehmer.

Bisher hatte sich Frankreich nur für eine unbestimmte Reduzierung der Einleitungsmenge radioaktiver Abwässer ausgesprochen. Dies vermindert nicht unbedingt die Konzentration nuklearer Gifte.

Auf der Ospar-Konferenz in Sintra (Portugal) verhandeln seit Montag die Umweltminister aus 14 europäischen Staaten und der EU- Kommission über Konventionen zum Schutz der Nordsee und des Nordostatlantiks. Deutschland ist 15. Ospar-Mitgliedsland. Umweltministerin Angela Merkel hat jedoch ihren Staatssekretär Ulrich Klinkert geschickt, da sie auf Wahlkampftour ist. Bis zum 24.Juli verhandeln die Minister über die Entsorgung von stillgelegten Öl- und Gasplattformen, die Einleitung radioaktiver Stoffe vom Land ins Meer und Artenschutz.

Uneinig waren sich die Minister bislang über radioaktive Abwässer. Dänemark, Irland, Island und Norwegen fordern, die radioaktive Belastung bis 2020 auf Null zu bringen. Dafür müßten die Einleitungen schnell verringert und letztendlich gestoppt werden. Dagegen sperren sich England und Deutschland, die lediglich eine verringerte Einleitung wollen. „Eine Reduzierung auf Null“, sagte Merkel noch einen Tag vor der Konferenz, „ist unrealistisch.“ Hauptquellen der Verseuchung sind die Wiederaufbereitungsanlagen in La Hague (Frankreich) und Sellafield (England).

Weitgehend einig sind sich die Minister über die Entsorgung alter Bohrinseln. Die 691 Stahlplattformen, die in den nächsten 40 Jahren stillgelegt werden, sollen an Land demontiert werden. Die 29 großen Betonanlagen sollen im Meer versenkt werden. Norwegen lehnt ein See-Entsorgungsverbot ab. Der britische Umweltminister Michael Meacher sagte am Montag überraschend, daß nun auch er eine ausschließliche Entsorgung von Stahlplattformen an Land favorisiere. Großbritannien hatte zuvor Norwegen unterstützt. Rüdiger Haum