■ Mutig und energisch geht der Kanzlerkandidat Zukunftsfragen an
: Gedöns-Gerhard und die Frauen

Was fällt Ihnen zuerst ein beim Thema „Gerhard Schröder und die Frauen“? Richtig: Hillu, seine Ex, und Doris, seine jetzige. Die eine dunkel, die andere blond, jünger und genauso attraktiv. Und weiter? Richtig: daß ihm die Tierschützerin Hillu keine Fleischgerichte auf den häuslichen Mittagstisch zauberte. Während Doris, ehemalige Politik-Redakteurin bei Focus, das nötige Verständnis für seine berufliche Situation mitbringt. Außerdem fährt sie ihm zuliebe in Niedersachsen Volkswagen und tritt jobmäßig kurz, um ihm im Wahlkampf als Beraterin zur Seite zu stehen.

Und was noch? Vielleicht etwas mehr Frauenpolitisches? Nein? Auf dem Leipziger Parteitag im April fiel er auf, weil er sich plötzlich für mehr berufliche Chancen für erwerbstätige Mütter aussprach. Hatte ihm da die vormals alleinerziehende Doris was ins Manuskript redigiert, fragten sich da überraschte Partei-Frauen. Und auf dem SPD-Forum zur Familienpolitik in Nürnberg erhob er am Dienstag erneut seine Stimme: Die Wirtschaft sei gefordert, Frauen stärker am Arbeitsleben zu beteiligen. Nötig seien dafür flexiblere Arbeitszeiten, denn dies könne Frauen helfen, mehr Zeitsouveränität für Familie und Kinder zu erhalten.

Hallo, Modernisierer-Gerhard, warum soll das wieder nur für die Frauen gelten? Sollen denn alle Familienväter weiterhin dem persönlichen Arbeitszeitmodell des Kanzlerkandidaten nacheifern, Überstunden kloppen, völlig im Beruf aufgehen und die Kinder höchstens mal im Urlaub bespielen? Und dafür die Kinderfrage der wunderbar flexiblen Partnerin überlassen, die sich von Tagesmüttern und Kita-Erzieherinnen, Grundschullehrerinnen, Au-pairs und Omas ein wenig dabei assistieren läßt?

Eine Untersuchung Berliner Männerforscher zeigt, daß sich fast nur solche Männer Richtung Gleichberechtigung bewegen, die selbst „Zeitpioniere“ sind, also sich um reduzierte und flexible Arbeitszeiten bemühen, sei es für ihre Familie oder ihr Hobby.

Zum Glück würde ein völlig überlasteter künftiger Kanzler Schröder die Frauenpolitik nicht selbst vorantreiben, sondern einer Ministerin überlassen. Die Berliner Frauenministerin Christine Bergmann soll zuständig werden für „Familie und das andere Gedöns“ (O-Ton Schröder). Und Bergmann fordert schon jetzt: „Umverteilung der Arbeit, auch der Familienarbeit, ist der Weg der Zukunft.“ Ob das Gedöns-Gerhard versteht? Barbara Debus