Bergner bezweifelt Fähigkeiten der CDU

Nachdem der Schatzmeister der CDU Sachsen-Anhalt eines Mordauftrags verdächtigt ist, geht es in der Union drunter und drüber. Parteiführung war über finanzielle Schwierigkeiten des Beschuldigten informiert  ■ Von Robin Alexander

Berlin (taz) – Für die CDU in Sachsen-Anhalt kommt es knüppeldick in diesem Jahr. Nach der deutlich verlorenen Landtagswahl im April wird die Partei jetzt von schwersten Vorwürfe gegen ihren Schatzmeister erschüttert: Manfred Wulfert soll einen Mord in Auftrag gegeben haben.

Die Staatsanwaltschaft Halberstadt ermittelt bereits seit Monaten gegen den verschuldeten Wulfert, der in Berlin einen Russen mit dem Mord an einem Gläubiger beauftragt haben soll. Wulfert wurde jedoch nicht verhaftet, wie es bei „dringendem Tatverdacht“ geschehen müßte. Die Magdeburger Volksstimme behauptete gestern, Wulfert habe geschäftliche Kontakte zu Berliner Firmen gehabt, die „mit der Russen-Mafia in Verbindung stünden“. Im Umfeld der Firmen habe es mehrere Tote gegeben. Der von Wulfert kontaktierte Mann sei ein „Profikiller“.

Die CDU erfuhr, wie Wulfert selbst, erst am Mittwoch von den Ermittlungen. „Der Imageschaden ist enorm“, ärgert sich Christoph Bergner, Fraktionsvorsitzender im Landtag und Galionsfigur der CDU: „Uns schützt nur noch, daß der Vorwurf so dick ist, daß die Schwelle, ihn zu glauben, nur von wenigen überschritten wird.“ Im Klartext: Wird Wulfert tatsächlich angeklagt, steht die CDU vor einem Desaster.

Christoph Bergner kritisierte die Landespartei: „Hier ist ein Posten in einer Weise besetzt worden, die nicht gerade zielführend war.“ Wulfert hatte 1995 für seine Firma Konkurs anmelden müssen, dennoch wählte ihn die CDU zu ihrem Schatzmeister. Am Mittwoch hatte der stellvertretende Parteivorsitzende, Jürgen Scharf, noch erklärt, niemand in der Partei habe von den finanziellen Schwierigkeiten des Schatzmeisters gewußt. Gestern mußte die Landes-CDU jedoch zugeben, schon im April von der Bundesgeschäftstelle der Union in Bonn über Beschwerden von Wulferts Gläubigern informiert worden zu sein. Der Landesvorsitzende Karl-Heinz Daehre habe laut Bergner die Vorwürfe geprüft, Wulfert würde Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen. Konsequenzen gab es keine.

Einen säumigen Schuldner als Schatzmeister zu haben, ist der CDU offensichtlich peinlich. „Das tägliche Geschäft hat Herrn Wulfert gar nicht tangiert“, beschwichtigte eine Sprecherin gestern. Die Finanzen der Landespartei würden von einem Sachbearbeiter geführt und seien in Ordnung: Der Schatzmeister „hatte noch nicht einmal eine Unterschriftberechtigung“. Wulfert ist pro forma noch immer amtierender Schatzmeister, läßt das Amt jedoch bis zur Klärung der Vorwürfe gegen ihn ruhen. Christoph Bergner zeigte nur bedingt Verständnis für das Chaos in seiner Partei: „Es bleiben Fragen an die Leistungsfähigkeit der Landespartei.“ Ein Parteitag im Oktober werde personelle Veränderungen bringen, prophezeite Bergner: „Im Parteivorstand sind die Weichen auf Erneuerung gestellt.“

Der 48jährige Wulfert bekleidete neben dem Schatzmeisteramt und dem Abgeordnetenmandat noch zahlreiche weitere Funktionen und Ämter. Noch am vergangenen Sonntag trat er als Bürgermeisterkandidat in seiner Heimatstadt Darlingerode an. Er unterlag einem parteilosen Gegner.