Die Tour de France ist nicht mehr schönzureden

■ Trotz aller Bemühungen ist die Tour nach gestern auch für den deutschen Markt verloren

Berlin (taz) – Es hätte so schön sein können. Mindestens so schön, wie es die Pressemitteilungen der Deutschen Telekom AG tapfer beschwören: „Ullrich nach großem Kampf weiter in Gelb“, heißt es da, und auf der Website kam man nachlesen, was der Radsportexperte Rudolf Scharping zu sagen hat, über jenes Firmensubunternehmen, das er immer gerne „unser deutsches Team“ genannt hat.

Die Public-Relations-Experten des Team Telekom, der SPD und insbesondere jene von Geschäftspartner ARD haben hart gearbeitet, das Firmenteam in den staatsrepräsentierenden Rang der Fußballnationalmannschaft zu erheben. Und als die Dopingkrise da war, hat dieses große Team aus Firma, Sponsoren und Fernsehsender sein Bestes versucht, um Distanz zwischen den Dopingtätern und sich herbeizureden – oder herbeizuschweigen. Die Faktenlage in puncto Dopingbekämpfung durch Telekom ist so überzeugend nicht – auch wenn die Klage des Radprofis Uwe Ampler, er sei ohne sein Wissen von Telekom gedopt worden, 1993 abgewiesen worden war.

Nach den Dopinggeständnissen der Festina-Profis und dem drohenden Ausschluß des TVM-Teams sieht es aus, als sei das Sportereignis Tour auch für den deutschen Markt nicht mehr schönzureden. Der Heidelberger Dopingexperte Werner Franke hat gestern die Deutschen angegriffen, aber eigentlich auch ihren Argwohn in Worte gefaßt: „Es ist ja schon seltsam, wie dieses deutsche Volk glaubt, daß die Welschen fälschen, betrügen und sich das Zeug reinpfeifen“, sagte Franke, „aber die deutschen Lichtgestalten von Telekom von allem unberührt sind.“

Andere Experten sagen, man könne die Tour sehr wohl ungedopt gewinnen. Es könnte aber sein, daß der Argwohn an dieser „Art mafiosem Betrieb“ (Franke) inzwischen einfach zu groß ist. pu