Geburtstagsständchen

■ Neun Konzerte umfaßt der „Orgel-Sommer '98“ in der Kirche St. Ansgarii

Die sogenannten „SonnAbendMusiken“ – immer um 18 Uhr – in der Kirche St. Ansgarii haben einen guten Namen. Seit die große Führer-Orgel 1994 grundlegend und zum Teil mit neuer klanglicher Konzeption renoviert wurde, sind auf Einladung des dort tätigen Organisten Wolfgang Mielke regelmäßig internationale Organisten zu Gast.

In diesem Sommer nun ist aus dieser feinen Konzertreihe mehr geworden: Mit insgesamt neun Konzerten nämlich ein veritables Festival unter dem Titel „Orgel-Sommer '98“. Mit diesem Festival wird der 40. Geburtstag des 1958 in das alte Gehäuse eingebauten Instruments gefeiert. Wem es in diesem Sommer zu wenig Konzerte gibt, kann also in St. Ansgarii fündig werden und sich überzeugen, in welch großem Maß die Orgel über ihre liturgisch gebundene Funktion hinaus unerschöpfliche Klangfarben und schier atemberaubende Möglichkeiten zur Virtuosität bietet. Und somit weit davon entfernt ist, wegen ihres kirchenmusikalischen Funktionsverlustes ihren einstigen Ruf als „Königin der Instrumente“ einzubüßen.

Am kommenden SonnAbend spielt – nachdem Wolfgang Mielke und Erich Ehlers, der bereits emeritierte Ansgarii-Organist, ihre „Heimspiele“ schon absolviert haben – Tobias Götting mit Werken von Louis Vierne, Maurice Duruflé und anderen. Ein rein französisches Programm: Musik, die immer wieder besticht durch ihre fantasievolle klangfarbliche Alternative zur strukturellen Komposition, wie sie speziell die deutschen KomponistInnen pflegen.

Dieser frankophile Aspekt wird auf höchstem Niveau noch einmal verstärkt, wenn am 15. August der französische Kathedralorganist von Asnières, Bruno Morin, zu Gast ist. Er ist Preisträger des internationalen Orgelwettbewerbs in Chartres 1994.

Am 22. August wird sich Gebhard Kaiser, ebenfalls ein ehemaliger Organist an St. Ansgarii, deutscher Werke aus dem Barock – Bach, Pachelbel und Krebs – annehmen. Und eine Woche später wird durch Tillmann Benfer sogar ein Werk von Phil Glass zu hören sein.

Unter der Leitung von Kay Johansson stellt sich am 5. September die vor einigen Jahren neu gegründete „Stuttgarter Kantorei“ der Konkurrenz des Musikfestes. Und am 12. September schließlich beschließt Wolfgang Mielke den anspruchvollen Zyklus, indem er ein Werk von Kuusisto vorträgt, einem Komponisten aus Mielkes zweiter Heimat Finnland. Skandinavische Komponisten werden bei uns noch immer wie Exoten betrachtet: Insofern eröffnet dieses Abschlußkonzert eine der wenigen Möglichkeiten, diese Bildungslücke zu schließen.

usl.