Bis zur Grenze feindselig

■ „Illegale“ lassen Grenzbevölkerung kalt

Görlitz (taz) – Daß die bestgesicherte Grenze Europas am hellichten Tag mit einem Floß überquert wird, trifft die BeamtInnen des Bundesgrenzschutzes (BGS) unerwartet. Es dauert einige Minuten, bis sie das Seil gekappt haben, das die deutsche mit der polnischen Seite der Neiße verbindet. An ihm haben zwei „Schleuser“ ihr Floß über den Grenzfluß gezogen. Daß diese nicht festgenommen werden, haben sie der großen Medienpräsenz zu verdanken – den „Fährdienst“ organisierte die Kampagne „Kein Mensch ist illegal“ nahe der Grenzstadt Görlitz.

Den Auftakt des einwöchigen Aktionscamps bildete eine Technoparty vergangenes Wochenende. Seit Montag versuchen rund 200 TeilnehmerInnen die Grenze „wenn nicht zu erschüttern, so doch zu thematisieren“. „Die Neiße ist eine Todesgrenze“, sagt der Mitorganisator des Camps, Fritz Burschel. Seit der Asylrechtsänderung seien 60 Flüchtlinge ertrunken – beim Versuch über Polen nach Deutschland einzureisen.

Mit den vom Sommercamp ausgehenden Aktionen sollen besonders die BewohnerInnen des Grenzgebietes angesprochen werden. Denn sie „lassen sich immer mehr in die Grenzfahndung einbinden“, sagt Burschel. So habe der BGS ein Bürgertelefon eingerichtet – zur „Denunziation“. 70 bis 80 Prozent aller Aufgriffe heimlicher GrenzgängerInnen gingen auf Hinweise deutscher BürgerInnen zurück. Und so haben die Leute im Grenzgebiet auch für das Aktions-Camp wenig übrig. Sie begegneten den Kampierern mit „offener Feindseligkeit“, bedauert Burschel. Nur vereinzelt hätten etwa die Inhaber von Geschäften in den umliegenden Dörfern angeboten, die Camp-Zeitung auszulegen. Elke Spanner