Die Tour tritt in den Bummelstreik

■ Wegen der Polizeiaktionen gegen die Radprofis verweigerten die Teilnehmer der Frankreich-Rundfahrt gestern jegliches Rennen

Berlin (taz) – Besonderes Geschick in der Öffentlichkeitsarbeit kann man den Radprofis bei der Tour de France nicht gerade unterstellen. Da hatten sie dank Marco Pantani gerade erreicht, was sie seit zwei Wochen forderten – daß mehr über das Sportliche als über Doping geredet wurde – schon kochten sie die kriminalistische Diskussion gestern selbst wieder hoch. Ihr Bummelstreik mit gelegentlichen Stopps, das Entfernen der Startnummern, der Rückzug des Once-Teams mit Laurent Jalabert und der Mannschaften Banesto und Riso-Scotti, all das brachte die Tour zu jenem Punkt zurück, an dem sie vor einer Woche schon war: Kurz vor den Absturz.

In Rage gebracht hatte die Profis die Polizeiaktion gegen das von den Behörden schwer des Dopings verdächtigte TVM-Team am Dienstag abend. Vier Fahrer waren von Polizisten aus dem Hotel in einen Krankenhaus gebracht worden, dort nahm man Blut- und Urinproben, erst nach Mitternacht kehrten sie ins Hotel zurück. „Wie Tiere“ seien sie behandelt worden und hätten weder Abendessen noch die gewohnten Massagen erhalten, klagte der Niederländer Jeroen Blijlevens. Im Fahrerfeld kursierten Gerüchte, daß ähnliche Aktionen für den gestrigen Abend im Etappenzielort Aix-les-Bains bei anderen oder sogar allen Mannschaften geplant waren.

Zweimal stoppte das Peloton und fuhr erst nach Verhandlungen des „Aktivensprechers“ Bjarne Riis mit Tour-Direktor Jean-Marie Leblanc weiter. Die Fahrer forderten vom Innenminister eine Art temporärer Immunität. Bis zum Ende der Tour solle es keine weiteren Vernehmungen mehr geben. Leblanc versprach, sich zumindest für eine Behandlung, „die Hochleistungssportlern würdig“ sei, einzusetzen, und konnte die verbliebenen Radler zur Beendigung der Etappe, die nicht gewertet wurde, überreden.

Zuvor hatten die spanischen Mannschaften Once und Banesto bereits anklingen lassen, daß sie vorläufig an keinem Radrennen in Frankreich mit seinem scharfen Antidopinggesetz teilnehmen wollen. Matti