■ Soundcheck
: David Crosby

Gehört: David Crosby. Wenn es nun doch einen Teufel gibt und er seine höllischen Sendboten auf der Erde Musik machen läßt, um weitere arme Seelen zu verführen, dann erklang diese Musik am Mittwoch in der Fabrik. Vielleicht ist das der Preis, den David Crosby fürs Überleben zahlen mußte oder dafür, nach all den glücklich durchgestandenen Drogenexzessen immer noch engelsgleich singen zu können. Ein satanischeres Wesen als den Gitarristen James Pevar kann man jedenfalls auch nicht im Hochleistungsrechner designen. Er beherrschte nicht nur alle abgeschmackten Licks und Tricks, Phrasen und Sounds, er hatte auch sogleich die zu dem jeweiligen musikalischen Saukram passende Körperverrenkung parat. Nur, warum machte er das alles? Weil er geliebt werden möchte? Weil die alte populärpsychologische These „Gitarre gleich Schwanz“ doch stimmt und er sich so richtig schön exhibitionieren wollte? Oder weil er eben ein Abgesandter Satans ist und den Auftrag hat, jene verlorenen Schäfchen einzusammeln, die gute Technik mit guter Musik verwechseln? Dazu passen viele Details: das ununterbrochene, wissende Grinsen Crosbys, das Richard-Clayderman-hafte Geklimper von Crosbys klavierspielendem Sohn James Raymond und nicht zuletzt die keine Grenzen kennende Verzückung der Zuschauer, die nur dadurch zu erklären ist, daß ihnen während der Darbietung langsam die Seelen aus dem Körper gesaugt wurden, bis sie genauso tot waren wie die Musiker auf der Bühne. Detlef Diederichsen