Tätertraining statt blauer Flecke

■ In drei deutschen Städten will die Justiz Mißhandler wirksam stoppen und bekehren

Gewalttaten in der Familie wirksam reduzieren, häusliche Prügler und Mißhandler von Staats wegen stoppen, die meist weiblichen Opfer dauerhaft schützen: Die Ziele waren hoch gesteckt, als Polizei, Justiz und das Frauenbüro zum 1. Januar 1997 das „Hannoversche Interventionsprojekt gegen Männergewalt in der Familie“ (HAIP) gründeten. Seitdem sollen Polizisten schon am Telefon besonders wachsam sein. Bei Verdacht auf eine Straftat im familiären Bereich müssen die Beamten von sich aus eine Anzeige schreiben – unabhängig davon, ob die Frau selbst einen Strafantrag stellen will. Anschließend kümmern sich Sozialarbeiter der Polizei um Täter und Opfer. Nimmt der Mann dann an einem „sozialen Training zur Verhaltensänderung“ teil und bemüht sich beim Täteropferausgleich, kann die Staatsanwaltschaft das mildernd berücksichtigen.

Für die Täter allerdings ist die Teilnahme am HAIP freiwillig: Die Sozialarbeiter der Polizei können den Gang zum Männerbüro lediglich empfehlen. Solche höflichen Aufforderungen beeindrucken offenbar wenig: Im vergangenen Jahr haben von insgesamt 540 Tätern gerade mal sieben an einem sozialen Training teilgenommen. Ein weiterer Schwachpunkt: „Auf Migranten“, erläutert Klaus Eggerding vom Männerbüro Hannover, „waren unsere Beratungen bisher nicht zugeschnitten.“ Gerade die seien mit ihren oft anderen Vorstellungen von der „Ehre des Mannes“ ein Problem gewesen.

In Kiel und Berlin existieren ebenfalls Interventionsprojekte, wobei alle drei bundesdeutschen Initiativen einem überaus erfolgreichen Beispiel in der US-Stadt Duluth nacheifern. In Berlin setzen die InitiatorInnen bei den Tätern ähnlich wie beim US-Vorbild nicht auf weiche, freiwillige Maßnahmen, sondern auf harte Weisungen. Falls sich Täter in Berlin dem Tätertraining entziehen, droht ihnen der Widerruf der Bewährung. Vierzig Plätze für das Tätertraining stehen bereit. Jetzt warten die InitiatorInnen noch auf die Gelder des Justizsenators. Thorsten Fuchs