Dialog gescheitert

■ Indien und Pakistan beschuldigen sich gegenseitig nach Abbruch neuer Gespräche

Colombo (AP) – Die ersten Gespräche auf hochrangiger Ebene zwischen Indien und Pakistan seit einem Jahr sind bereits gescheitert. Die Wiederaufnahme des Dialogs der verfeindeten Staaten war erst am Mittwoch beim Treffen zwischen den Premierministern beider Länder am Rande des Südasiengipfels in der srilankischen Hauptstadt Colombo vereinbart worden. Es war das erste Treffen zwischen dem indischen Ministerpräsident Atal Bihari Vajpayee und seinem pakistanischen Kollegen Sharif nach den Atomtests beider Staaten im Mai. Die Einigung auf die Wiederaufnahme des Dialogs war das einzige Ergebnis des einstündigen Treffens der Premiers gewesen.

Beide Seiten machten sich gestern gegenseitig für den Abbruch der Gespräche verantwortlich. Pakistans Regierungssprecher Tariq Altaf warf Indien eine starre Haltung in der Kaschmir-Frage vor. Indiens Außenminister K. Raghunath bezichtigte die Gegenseite der Eimischung in innere Angelegenheiten seines Landes.

Es bestehe keine Basis für eine Wiederaufnahme des Dialogs, erklärte der pakistanische Regierungssprecher nach den Verhandlungen auf Außenministerebene in Colombo. Indien hatte am Donnerstag den pakistanischen Vorschlag einer Vermittlung in dem Streit beider Länder um Kaschmir zurückgeweisen. Außenminister Raghunath sagte, Pakistan konzentriere sich zwanghaft auf Kaschmir und ignoriere die anderen Probleme.

Unterdessen kam es an der Grenze zwischen den beiden verfeindeten Staaten in Kaschmir zu einem schweren Zwischenfall. Pakistanische und indische Soldaten lieferten sich Gefechte mit Granaten und Artillerie. Nach Militärangaben beider Länder wurden 52 Menschen getötet und über 100 verletzt. Die meisten Opfer seien Zivilisten. Der Streit um Kaschmir hat Indien und Pakistan bereits zweimal seit ihrer Unabhängigkeit 1947 in einen Krieg gestürzt. Der Konflikt ist auch die Hauptursache für das Wettrüsten auf dem Subkontinent.