Brückenschlag am Hafenrand

Der Anfang ist gemacht. In einer spektakulären Aktion ist gestern vormittag am Hafenrand die U-Bahn-Brücke über der Straße Kajen ausgetauscht worden. Unter den Augen mehrerer Hunderter Schaulustiger setzte ein 800-Tonnen-Kran den aus drei Teilen bestehenden 265 Tonnen schweren Neubau millimetergenau auf die Stahlbetonpfeiler (Foto). Das neue Bauwerk besteht aus einer 41 Meter langen Bogenbrücke mit einem Gewicht von 210 Tonnen sowie aus zwei kleinen Vorbrücken. Insgesamt kostet der Neubau sieben Millionen Mark.

Am Sonnabend war die 1912 gebaute alte Brücke in drei Teilen von den Stützen gehoben worden. Wegen der Bauarbeiten ist die Strecke der U 3 zwischen den Stationen Rathaus und St. Pauli noch bis zum 9. August gesperrt. Damit entfällt auch die beliebte Stadtrundfahrt auf Hamburgs schönster U-Bahnstrecke zwischen den Landungsbrücken und Rödingsmarkt. Genau dort wird das umfangreiche Brückenbau-Programm der Hamburger Hochbahn AG (HHA) im März nächsten Jahres fortgesetzt.

Dann sollen dort in direktem Anschluß an die Kajen-Brücke die Arbeiten für den Neubau des 278 Meter langen Viaduktes beginnen. Im Sommer des Jahres 2000 wird die Strecke dort für mehrere Wochen gesperrt, um die 15 Brückenfelder in einem Arbeitsgang gegen neue auszutauschen. Das Projekt soll als Vorbild dienen für die größte geplante Baustelle in Barmbek.

Dort sollen zwischen den Bahnhöfen Barmbek und Habichtstraße zwei Viadukte und zwei Einzelbrücken mit einer Länge von insgesamt 800 Metern neu gebaut sowie sämtliche Steinviadukte in Stand gesetzt werden. Dafür soll die Linie U 2 für etwa fünf Monate gesperrt werden. Allein für dieses Projekt veranschlagt die HHA die Baukosten auf 125 Millionen Mark.

Alle Baumaßnahmen betreffen die älteste Hamburger U-Bahn-Strecke, die 1912 eingeweihte Ring-Linie zwischen Barmbek, Hafen und City. Fast alle Brücken auf dem Rundkurs sind mehr als 70 Jahre alt. Bis zum Jahre 2010 will die HHA hier etwa 600 Millionen Mark in Neubauten und Grundinstandsetzungen investieren.

Die Bauarbeiten in Hamburg erfreuen sich zudem weltweiter Aufmerksamkeit: Städte wie Paris, Wien und New York haben bereits mit den Planungen für den Neubau Dutzender Brücken für ihre Hochbahn-Systeme begonnen. lno/taz

Foto: Babette Brandenburg