: Fidel Castro in Grenada
■ Kubas Staatschef sucht in der Karibik einen Ausweg aus seiner internationalen Isolation
Berlin (taz) – Das ist eine Reise so ganz nach dem Geschmack Fidel Castros. Nach Besuchen auf Jamaica und Barbados ist Kubas máximo lider am Sonntag auf Grenada eingetroffen. Auf jener winzigen Karibikinsel also, die außer Muskatnuß nicht viel produziert, deren Hauptstadt Saint George ganze 4.400 EinwohnerInnen hat und die der damalige US-Präsident Ronald Reagan im Oktober 1983 als so gefährlich ansah, daß er die US-Marines in Bewegung setzte, um die damalige sozialistische Regierung Grenadas zu stürzen.
Das ist lang her, und seit 1994 unterhalten Grenada und Kuba wieder normale diplomatische Beziehungen. So war es gar nicht so ungewöhnlich, daß Kubas Staatschef, wie meist in olivgrüner Uniform, auf dem Flughafen Paint Salinas mit „Fidel! Fidel!“-Rufen empfangen wurde – auf jenem Flughafen, den kubanische Helfer vor 15 Jahren mit aufgebaut hatten. Nicht zuletzt diese Unterstützung hatte die Reagan-Regierung damals zu der Befürchtung veranlaßt, Kuba wolle Grenada zum „kommunistischen Satellitenstaat“ machen und als Stützpunkt für Revolutionsexport aus der Luft bis weit nach Südamerika hinein ausbauen. Nach der Invasion, die 45 Grenader, 29 kubanische Arbeiter und 18 US-Soldaten das Leben kostete, wurde der Flughafen dann unter US-Regie fertiggestellt. Fidel Castro seinerseits durfte am Sonntag ein Bronze- Schild einweihen, das an die kubanische Hilfe beim Flughafenbau erinnert.
Die US-Invasion war die einzige offene bewaffnete Konfrontation zwischen Kubanern und US-Soldaten seit der kubanischen Revolution 1959. Schon deshalb kommt Castros Besuch in Grenada eine besondere Bedeutung zu – symbolisiert er doch wie keine andere Station das Streben der kubanischen Führung, in der Karibik wieder Anschluß zu finden und den Kalten Krieg hinter sich zu lassen.
Die USA haben ihre Hilfe in den letzten Jahren von 183 Millionen Dollar 1993 auf 137 Millionen im vergangenen Jahr reduziert. Kuba hingegen, selbst seit Jahren in verheerenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten, hat die Unterstützung für die Nachbarstaaten kontinuierlich ausgebaut – auf geschätzte 25 Millionen Dollar. Dazu kommen technische Hilfen etwa im Gesundheitswesen oder im Sport.
So haben die karibischen Regierungen allen Grund, Castro höflich zu empfangen. Bereits in Barbados und Jamaica hatte der kubanische Staatschef betont, die Karibik sei die internationale Speerspitze für Kubas Kampf gegen Blockade und Isolation. Heute sind wieder kubanische Ingenieure in Grenada. Sie arbeiten an der Konstruktion eines Nationalen Sportstadions. Bernd Pickert
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen