Unterm Strich

Darf man eine Banane vor dem Kölner Dom aufstellen? Auch dann, wenn sie vier Meter hoch und 14 Meter lang ist? Die Polizei sagt nein, weil es sich um privates Gelände der Kirche handle. Die Kirche schließt sicherheitshalber das Hauptportal, und der als Bananensprayer bekannte Kölner Künstler Thomas Baumgärtel freut sich über seinen „Beitrag zum Domjubiläum“, dem er den hübschen Titel „Wir lieben die Hohe Kirche“ gegeben hat. Seine Giga-Frucht hat er so aufgestellt, daß der Eindruck entsteht, eine komplette Banane stecke im Eingang des Domes. Das gefällt der Kirche nicht so sehr. Der Künstler aber will damit in „einen Dialog mit der Kirche“ treten. Er versuche, eine Kunst voranzutreiben, „die auf Auseinandersetzung drängt, Extreme vereint und ein Umfeld schafft, in dem sich ein spannungsvoller, aber fruchtbarer Dialog entwickeln kann.“ Die Banane symbolisiere für ihn das Leben und verkörpere „eine frische, zeitgenössische Kunst, die ihre größte Entzückung im Zusammentreffen der gegensätzlichen Pole erfährt“. Jetzt warten wir gespannt darauf, ob Baumgärtels Hoffnung „Die Kirche wird sich dem Leben öffnen!“ aufgeht.

Sag mir, wie du's mit dem Holocaust-Mahnmal hältst, und ich sag' dir, wer du bist. Sag was übers Holocaust-Mahnmal, und du wirst zitiert. Jetzt hat sich Heiner Geißler geäußert und eine Entscheidung noch vor der Bundestagswahl gefordert. Nach zehnjähriger Diskussion dürfe das Projekt nicht mehr weiter auf die lange Bank geschoben werden, sagte der CDU/CSU-Fraktionsvize am Mittwoch im Südwestfunk. Andernfalls sei zu befürchten, daß auch noch der amerikanische Architekt Eisenman seinen Entwurf zurückziehe. Heftig kritisierte Geißler den neuen SPD-Kulturbeauftragten Michael Naumann, der sich ablehnend zu dem Projekt geäußert hatte. Naumann gehöre zu einer „neudeutschen Kulturschickeria“, die sich anmaße, im Stil von deutschen Chefintellektuellen ein Urteil zu fällen.

Der französische Verleger Paul Flamand, Mitbegründer der Editions du Seuil, ist mit 89 Jahren gestorben. Das teilte der Verlag am Mittwoch mit. Das Unternehmen, das Flamand 1935 gemeinsam mit Jean Bardet gründete, entwickelte sich zu einem der wichtigsten Buchverlage Frankreichs und brachte u.a. Bücher von Roland Barthes und Essays von Graham Greene heraus.