piwik no script img

Wenn man beim Bauarbeiter zweimal klingelt

■ Flugzeugbekanntschaften und anderes: „Martha trifft Frank, Daniel & Laurence“. Nick Hamms Film schmeckt nach Lamm mit Mintsauce

Schön, wenn mal wieder jemand Verwechslungskomödien macht. Geschichten von Frauen, Flugzeugbekanntschaften, Männern, geplatzten Verabredungen, Hotelzimmern, schüchternen Küßchen und scheinheiligen Schönlingen. Schön auch, wenn jemand gute Witze zu machen versteht, diese sammelt und als Film verkauft. Wo es doch jetzt ständig apokalyptische Insektenschlachten oder Schauermärchen von bösen Meteoriten sein müssen. Und die Sache mit den modischen Beziehungskomödien um verirrte Junggesellinnen in Endzwanziger-Agonie ist ja auch schon längst wieder vorbei. Britischer Humor, das ist bei Nick Hamm Lamm mit Mintsauce, irres Gelächter an verschwiegenen Orten, romantisches Geplänkel in Kunstausstellungen und vier Twen-gebliebene Akteure, die so ihre im Laufe des „Singledaseins“ erworbenen Ticks pflegen.

Den Anfang machen zwei Blondinen: Daniel (Tom Hollander), blondgelockter Schwerenöter aus der Musikbranche, der daheim kiloweise Secondhandbücher in den Regalen verbaut hat, um Belesenheit zu demonstrieren, und Martha (Monica Potter), ein schlichtes freundliches Goldchengemüt aus Los Angeles, die mit einem billigen One-way-Ticket nach London floh.

Runter kommen sie immer, heißt es ja bekanntlich, und so endet auch das erste Paarbildungsgebalze jäh mit der Landung des Fliegers. Damit wäre der Screwball- Reigen eröffnet, und ganz zufällig macht Martha anschließend sofort die Bekanntschaft von Daniels zwei besten Freunden. Frank (Rufus Sewell), Ex-Kinderstar, der nun schicksalshadernd mit dem Bad-guy-Image experimentiert, trifft sie in der typischen Londoner Parkanlage und macht sich Hoffnungen. Laurence, ein Bridgelehrer für ältere Damen (Joseph Fiennes, Bruder von Ralph), belegt den skrupolösen Part. Er vertreibt das gerade angelockte Goldweib sofort wieder und klingelt hilfesuchend im Treppenhaus statt beim Psychiater bei einem Bauarbeiter. Was eigentlich alles sagt. So sind sie halt, die kleinen Engländer. Wobei Hamm für seine Helden, die sich „emotional nicht mitteilen können“, mit einem Zitat von Arthur Miller wirbt, das von jenem Morgen „Ende Dreißig“ fabuliert, „an dem man aufwacht und seinen eigenen Vater rasiert“. Zwar rasiert sich Martha nicht, dennoch ist sie von ihrem Geschlechterschicksal vollkommen absorbiert, die jungen Männer zu verwirren (und dabei selber nicht mehr durchzublicken).

Die aufgebotene extravagante Ausstattung (Max Gottlieb, „Ganz oder gar nicht“) und der offensichtliche Drang der Darsteller zum Charakterfach machen allerdings des öfteren ratlos. Denn der Film kann sich zwischen aufgestylter romantischer Nonsense-Comedy und Lebenshilfevehikel nicht so recht entscheiden. Hamms fröhliche Botschaft hat dabei leider die Verbindlichkeit von Ratschlagseiten. Sie bleibt aber – das ist der Kino-Vorteil – Unterhaltung ohne schädliche Nebenwirkungen. Gudrun Holz

„Martha trifft Frank, Daniel & Laurence“ von Nick Hamm. Mit Monica Potter, Rufus Sewell, Tom Hollander, Joseph Fiennes, GB 1997, 88 Min.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen