Zum Lesen mobil sein

■ Strukturreform 2000-X macht's möglich: Die HÖB schloß 1997 elf Bücherhallen, und die Bilanz ist ausgeglichen

Alles neu macht der Mai, und bis August kann man dann, wenn man einigermaßen organisiert ist, auch das Alte geordnet haben. So lud die Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen (HÖB) gestern zur Vorstellung des Jahresberichts 1997. Ein wichtiges Jahr für die HÖB, und, wie Direktorin Hella Schwemer-Martienßen betonte, ein erfolgreiches: Zum ersten Mal seit 1997 ist die Bilanz ausgeglichen.

Grund des Erfolges, der mit Vorsicht zu genießen ist, ist das Strukturkonzept 2000-X, das im Herbst 1996 verabschiedet und 1997 weitgehend umgesetzt wurde. Elf Bücherhallen wurden in diesem Zeitraum geschlossen, womit sich ihre Zahl auf 47 verringerte, und 50 Stellen abgebaut. Als positiv bezeichnete Schwemer-Martienßen die Situation, da sowohl Leistungsangebot als auch -bilanz im wesentlichen gleich geblieben seien: Die Medienausleihungen seien lediglich um 400.000 zurückgegangen, da viele Hamburger offensichtlich mobil genug sind, um auf die nächste existierende Bücherhalle auszuweichen. Tatsache ist aber auch, daß von den zuletzt 370.000 Besuchern der nun geschlossenen elf dezentralen Bücherhallen nur 200.000 diesen Weg fanden.

Insgesamt stehen den 1,8 Millionen Hamburger Bürgern 1,7 Millionen Medien zur Ausleihe zur Verfügung. Dabei konnte 1997 der Medienetat erstmals wieder um 300.000 auf 3,9 Mio Mark aufgestockt werden, so daß 22.000 Titel in 100.000 Exemplaren angeschafft werden konnten (1993 waren es noch 185.000). Auch zwei neue Angebote der Zentralbibliothek wurden damit eingerichtet: die „Sprachräume“, die fremdsprachliche Medien zur Verfügung stellen, und die „Computerwelt“, die mit zwei PCs mit CD-Rom-Laufwerk und Internetanschluß doch eher ein Weltchen bleibt.

Noch diese Woche beginnen Gespräche mit der Kulturbehörde über die zukünftige Subvention der HÖB. Sollten sie auf 48,3 Millionen Mark (1998) festgeschrieben werden, bedeutete dies aufgrund allgemeiner Kostensteigerungen realiter einen Verlust von einer Million Mark Kaufkraft. Da die über diskutierte Einnahmemöglichkeiten wie Gebührenerhöhungen, Bibliotheksshops, Sponsoren, Spender oder Serviceeinschränkungen wie etwa Samstagsschließungen nicht zu erwirtschaften ist, wird die HÖB mit weiteren Schließungen von sieben bis 17 Stadtteilbibliotheken reagieren. Christiane Kühl