Antworten auf Letzte Fragen

Warum wird Papier durchsichtig, wenn Butter drankommt? (1. 8. 98)

Bei mir gehört es zum allmorgendlichen Ritual: Ich breite meine taz auf dem Küchentisch aus, bringe pro Doppelseite eine eßlöffelgroße, weiche Butterflocke auf und verteile sie gleichmäßig mit einem Nudelholz. Dadurch wird das Zeitungspapier durchsichtig – und gleichzeitig scheint der Text auf der Rückseite spiegelverkehrt hindurch. Wer des spiegelbildlichen Lesens mächtig ist, kann so nun Vorder- und Rückseite der taz gleichzeitig lesen. Leider ist diese Technik zum effizienteren Lesen fast völlig in Vergessenheit geraten. Nur einige Fettflecke in Bibliotheksexemplaren zeugen von unprofessionellen Anwendungsversuchen dieser uralten Schnell- Lesetechnik, wegen der die Butter einst von führenden Pädagogen gefordert und schließlich von Bauern erfunden wurde. Klaus Westermann, Initiativkreis „Besser lesen mit Butter“ voraussichtlich demnächst in Gründung, Neu-Edingen

Wenn Butter drankommt, ist bald alles in Butter (= in Ordnung), klar und durchsichtig, also auch Papier. Gerd Neurath, Saarbrücken

Warum pinkeln Männer im Freien immer an Bäume? (25. 7. 98)

Diese Frage mußte ja kommen – von einer Frau, diesen Wesen, die die Dinge einfach nur laufen lassen. Aus spritztechnischen Gründen ist ein Baum auf halber Höhe sehr geeignet. Außerdem schützt der Baum die Werte des Mannes, wenn er seine Rüstung geöffnet hat. Selbst wenn keine Gefahr droht, wird ein Mann es niemals einfach so herauslaufen lassen – freihändig also. Die Männer nehmen immer die Sache in die Hand! Und: Ein Mann braucht ein Ziel!! Wozu also diese Frage? Das haben die Frauen doch immer schon gewußt.Thomas Thews, Hamburg

Aus fernöstlicher Sicht wäre es möglich, daß Männer damit ihre Verbundenheit mit dem dynamisch in alle Richtungen nachwachsenden „Element“ Holz zum Ausdruck bringen möchten. Dies würde gleichzeitig erklären, warum Frauen im Freien auf die Erde pinkeln und warum ich (Mann) mich nicht richtig wohl fühle, wenn ich an die Wand eines zweigeschossigen Hauses (Erde) pinkle. Für Hochhäuser mit dynamischem Holzcharakter lasse ich allerdings jeden Baum links liegen. Ein Prachtstück dieser Bauweise in Farb- und Formgebung ist das neue Debis-Zentrum am Potsdamer Platz. Wundervoll, wie dieses grüne Würfelchen aus der Krone sprießt – aber Vorsicht! Dieser Baum wird bewacht. F. Shui, Berlin

Weil es nur im Freien, aber nicht in geschlossenen Räumen (Badezimmer, Toilettenanlagen) Bäume gibt! Achim Hohlfeld, Solingen

Wie gehen die Regeln der Kunst? (1. 8. 98)

1. Sichtschutz (da sind die meisten Männer eigen)

2. Windschutz (Erkältungsgefahr, nicht zu unterschätzen!)

3. Spritzschutz (wessen Schuhe „danach“ besprenkelt sind, hat keinen Baum gefunden und war nicht zu einem entsprechenden Bogen in der Lage)

4. Hang zur Symbolik (Gleich und gleich gesellt sich gern...) Jochen Oertel, Gera

Die Regeln der Kunst gehen so, daß anfangs der breite Massengeschmack sich kopfschüttelnd fragt: „Das soll Kunst sein?“ und sich angewidert abwendet. Nur einige Kunstkenner sind bereit, die Künstler zu unterstützen und Geld dafür auszugeben. Sechzig Jahre später dann strömt die breite Masse in die Museen oder hängt sich kalenderblattmäßig und weil es farblich so gut zum Sofa paßt, große Kunst in die Wohnzimmer mit einem erfürchtigen Erstaunen auf den Lippen: „Das ist geniale Kunst !“ A. Blechschmidt, Hildesheim

Mir fällt nur eine Regel ein: Kunst kommt von Können. Aber wer hält sich schon daran? Nils Keune, Osnabrück

Die Kunst sei frei, möchte man meinen, aber dann gibt es plötzlich auch dafür noch Regeln. Wir vom Ochslinger Kunstverein „Ochslinger Spektrum“ haben es uns deshalb zur Aufgabe gemacht, „regelfreie“ Kunst zu fördern. Unter dem Motto „Frisch drauflos gekünstelt“ präsentieren bei uns KünstlerInnen ihre Werke in der ständig wechselnden Ausstellung „Regelmäßig regelfrei“ im ev. Gemeindehaus. Aber was heißt schon „ohne Regel“? Natürlich müssen sich auch unsere KünstlerInnen an Regeln halten, zum Beispiel pünktlich zu unseren regelmäßigen Treffen erscheinen. Aber das wäre wohl eine andere „Letzte Frage“. B. Dräher, Ochslingen

Warum bekommt derjenige eine böse Schwiergermutter, dessen Tortenstück beim Auftun auf den Teller umfällt? (25. 7. 98)

Das Tortenstück symbolisiert das Schicksal. Fällt das Tortenstück beim Auftun um, so bedeutet das Unheil für den Empfänger – ähnlich wie bei der zufälligen Begegnung mit einer schwarzen Katze, die von links nach rechts (“bringt Schlecht's“) bzw. rechts nach links (“Unglück bringt's“) den Weg eines ahnungslosen Spaziergängers kreuzt. Ob Torte oder Katze, das Entscheidende dabei ist, daß weder Kuchenesser noch Wanderer das eigene Schicksal in der Hand halten, das Unglück ist so oder so vorherbestimmt. Im Fall der Kaffeetafel kann man die Macht des Schicksals allerdings nicht nur beim Namen nennen – was bei streunenden Katzen seltener vorkommt –, hier kann man noch ein wenig Einfluß nehmen: zum Beispiel „Sei bloß vorsichtig mit meinem Stück!“ rufen oder schlicht die Annahme des Tellers mit dem gekippten Tortenstück verweigern. Und dann kann man natürlich auch noch zur Sicherheit Junggesellin bleiben. Doris Borrati, Berlin

Was ist eigentlich ein Treppenwitz? (1. 8. 98)

Jede Treppenstufe ist gleich hoch, besonders die fünfte, oder so.Matthias Unger, Bremen

Treffen sich zwei Treppen im Treppenhaus. Sagt die eine... G. Länder, Hamburg

Treppenwitz (frz. esprit d'escalier): Treffende, witzige Entgegnung, die einem erst beim Weggehen „auf der Treppe“ (also zu spät) einfällt. D. Brosche, Eberswalde

Woher kommt der Irrglaube, man müsse einen Frosch küssen, damit ein Prinz aus ihm wird? Wo ihn die Prinzessin im Märchen doch „mit aller Kraft an die Wand warf“? (11. 7. 98)

Man kann das nicht streng als Irrglaube betrachten. Obwohl es wahr ist, daß der Knall den Frosch zum Prinzen macht, darf die Wichtigkeit des vorherigen Küssens nicht unterschätzt werden. Das Küssen macht den großen Knall überhaupt möglich. Es ist anzunehmen, daß der Frosch Prinz werden will, er ist jedoch nicht bereit, sich diesem Verwandlungsprozeß hinzugeben, weil er mit Schmerzen verbunden ist, wie alle Ablösungsprozesse (er müßte ja sein Froschsein abgeben). Wenn er die Prinzessin nie kennengelernt hätte, hätte er sich mit seinem Froschsein abgefunden, er wäre wahrscheinlich irgendwann Vater von Tausenden von Kaulquappen geworden und mit seinem Dasein mehr oder weniger zufrieden gewesen. Aber er traf die Prinzessin. Ihre Liebe bestätigte ihn zuerst als Lebewesen, verstärkte sein Selbstvertrauen. Er lernte sie auf seine Froschart und –weise lieben. Die Froschliebe hat der Prinzessin auch eine Zeitlang gereicht, aber sie erkannt, daß sie mehr wollte, daß sie mehr wert war, als er geben konnte. Sie bat ihn lange und heftig darum, sich anzustrengen, damit er endlich wieder seine wahre Form annimmt. Er hatte Verständnis für sie, war aber noch nicht bereit, sein Froschsein abzugeben. Und irgendwann hatte die Prinzessin genug. Sie warf ihn aus ihrem Bett und aus ihrem Leben. Der Liebesentzug stellte seine ganzen Lebenseinstellungen in Frage. Der Froschkönig erkannte, wie sein Benehmen die Beziehung unmöglich gemacht hat. Er sah keine andere Möglichkeit, sie zu behalten, als sich zu ändern. Er überwand seine Angst und besann und bemächtigte sich seines Prinzenseins.

Das Märchen vereinfacht die ganze Geschichte, und das ist gut so. Wenn wir Kindern erzählen würden, was auf sie zukommt, würden sie es verweigern, groß zu werden, aber das ist ein anderes Märchen. Barry Lessard, Hameln

Warum heißt ein Auto mit Martinshorn Peterwagen? (25. 7. 98)

Das hat einen pragmatischen Grund: Da kaum jemand auf ein quäkendes Martinshorn achtet (ein Matterhorn auf dem Dach würde mehr Aufmerksamkeit erregen), werden solche Fahrzeuge zuweilen in Verkehrsunfälle verwickelt. Mit etwas Farbe läßt sich – noch am Unfallort – ein ramponierter Peterwagen blitzschnell in einen „Schwarzen Peter“ verwandeln, den die uniformierten Höllenfahrer sogleich dem Unfallgegner zuschieben können. Rainer Bornemann, Göttingen