■ Soundcheck
: Go Plus / Absolute Beginner

Gehört: Go Plus. Ein bißchen geht es natürlich schon um Genugtuung. Fast ein Jahrzehnt spielten Go Plus mehr oder minder unter Ausschluß der Öffentlichkeit, dann wurde ein Sänger angeheuert, aber der verursachte eher Befremden als Anerkennung. Und jetzt steht die Band hier auf der Bühne des heimatlichen Molotow, zum Trio zurückgeschrumpft, und verliest zwischen den Liedern eine Liste mit Danksagungen. Da soll keiner vergessen werden, der an sie geglaubt hat. Daß das ganze kein Stück selbstgefällig wirkt, liegt an der Haltung dieser drei gar nicht mehr so jungen Männer, die ihre eigenen Vorstellungen von Reife haben: Irrungen und Wirrungen sind schon okay, denn definitiv ist nur der einzelne Song.

Go Plus sind eine Band in progress, so emtionell wie reflexiv. All die schönen Akkorde der Pop-Geschichte stürzen sie in einen Rausch – was sie nicht daran hindert, verwundert über den eigenen Rausch, beizeiten entrückt neben sich zu stehen. So wie die High Llamas oder My Bloody Valentine, die in ihrer Musik Spuren hinterlassen haben. Und um Spurensuche geht es bei Go Plus immer, weshalb denn auch nach gut 60 milden Minuten ihre Hymne an der Welt größten Popsongschreiber, Brian Wilson, ein guter Abschluß ist. Glücklich, irgendwie. Christian Buß

Gehört: Absolute Beginner. Es ist erstaunlich: Da bringt die Hamburger HipHop-Formation mit Rock on eine neue Single heraus, die eher langweilig produziert klingt, und dennoch: Sobald Eißfeldt, Dennis und DJ Mad auf der Bühne stehen, wird aus dem lauen Lüftchen ein Abgehstück. Die Live-Qualitäten der drei sind unbestritten. Und mit „Rock das Haus“ haben sie das flotteste Stück deutschen HipHops im Repertoire.

Allein: Die Stücke ihrer im Oktober erscheinenden neuen Platte Bambule klangen bei der Präsentation am Donnerstag im Mojo Club doch ziemlich schlapp. Auch ihre ehemals korrekte politische Ausrichtung scheint den Beginnern abhanden gekommen zu sein. Handelten die Stücke früher noch von Freiheit und – ja, genau – linken Utopien, so hat sich auf die LP sogar ein Liebeslied gemogelt. Rückzug ins Private? Cocooning? Adoleszenz? Oder liegt es daran, daß der vierte Beginner, Martin, die Band verlassen hat, angeblich, weil er keine Lust mehr hat zu rappen? Anyway, der Wechsel zum Major hat ihnen zwar noch nicht den Humor verschlagen, doch ein wenig auf sich achtgeben müssen die potentiellen Stars von morgen schon.

Sonst werden sie demnächst nicht mehr das Haus rocken, sondern sich zusammen mit Nana und Papa Bear in der Nicht-schon-wieder-deutschen-HipHop-Schublade wiederfinden.

Eberhard Spohd