: Vorfühlen mit Butterfinger
■ Nestlé verkauft ersten Gen-Schokoriegel in Deutschland. Kritiker: Türöffner für Gen-Food
Berlin (taz) – Im Mai machte Nestlé den Anfang. Der Schweizer Lebensmittelkonzern begann die Produktion von Krankenhausnahrung mit gentechnisch veränderten Zusatzstoffen. Jetzt folgt der nächste Schritt. Ab September bringt Nestlé die Gentechnik auch in den Supermarkt: Der neue Cornflakes- haltige Schokoriegel „Butterfinger“ ist nicht nur klebrig und süß, sondern enthält auch gentechnisch veränderten Mais.
Auf die Genveränderung weist nur der kleine Vermerk „aus genetisch verändertem Mais hergestellt“ in der kleingedruckten Zutatenliste auf der Packung hin. Ensprechende Berichte von Greenpeace wurden jetzt von Nestlé Deutschland bestätigt.
„Nestlé will den Einzug von Gentechnik-Lebensmitteln auch in Deutschland erzwingen“, kommentierte Greenpeace-Gentechnik-Experte Jan van Aken. Der Konzern spekuliere darauf, daß „Butterfinger“ den Markt für Gen- Food aufweiche und weitere manipulierte Produkte ohne Aufsehen folgen könnten. Susanne Billig vom Berliner Gen-ethischen Netzwerk wertete „Butterfinger“ als „Test, um Verbraucherakzeptanz zu schaffen und die Gefahren der Gentechnik zu verschweigen.“
Für Nestlé dagegen ist der Einsatz von gentechnisch verändertem Mais inzwischen nicht mehr zu vermeiden. Der auf dem Markt erhältliche Mais sei weltweit immer ein Verschnitt aus herkömmlichen und genmanipuliertem Maissorten, so Pressesprecherin Barbara Nickerson.
Das trifft nach Informationen von Greenpeace für das Herkunftsland des Butterfingers, die USA, auch zu. Aber in Europa bleibe mindestens die Hälfte der gesamten Maisproduktion weiterhin garantiert ohne Zumischungen von Gen-Mais. In Frankreich und Deutschland werde die Maisernte überhaupt nicht mit dem im gleichen Land angebauten Gen-Mais verschnitten. Das geschehe nur in Spanien, wo auf 20.000 Hektar genmanipulierter Mais angepflanzt wird. Rüdiger Haum
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