Bomben zerstören US-Botschaften

■ In den Hauptstädten von Kenia und Tansania sind bei fast zeitgleichen Anschlägen auf die Botschaftsgebäude der USA mindestens 60 Menschen getötet und 1.100 verletzt worden. Bislang gibt es keine Hinweise auf die Urheber

Washington (taz) – Im Abstand von nur fünf Minuten haben gestern vormittag Bomben zwei US-amerikanische Botschaften in Ostafrika zerstört. Dabei kamen zwischen 60 und 80 Menschen ums Leben, rund 1.100 wurden verletzt. In Kenias Hauptstadt Nairobi brachte die Explosion ein vierstöckiges Gebäude zum Einsturz, die Trümmer stürzten auf die US-Botschaft. In Daressalam in Tansania detonierte eine Autobombe auf dem Parkplatz vor der Botschaft. Die Wucht der Explosionen ließ noch fünf Straßenblocks weiter Fensterscheiben zerspringen.

In Nairobi wurden nach ersten Rettungsarbeiten 40 Tote und 1.000 Verletzte geborgen, in Daressalam wurden 7 Menschen getötet und 72 verwundet. Unter den Toten befinden sich vermutlich sechs US-Bürger. Zahlreiche Opfer befanden sich am Freitag abend noch unter den Trümmern. Die Botschafterin der Vereinigten Staaten in Kenia, Prudence Bushnell, wurde leicht verletzt. Bei Redaktionsschluß stand weder die genaue Zahl der Opfer fest, noch hatte sich jemand zu dem Anschlag bekannt. Nach Augenzeugenberichten wurde in Nairobi ein Verdächtiger festgenommen.

Die Beziehungen der USA zu den beiden afrikanischen Ländern wurden von der Regierung in Washington als besonders herzlich bezeichnet. Besonders nach dem Afrikabesuch von US-Präsident Bill Clinton hätten sich die Beziehungen der USA zu Afrika stark verbessert. Daher geht man im State Department auch nicht davon aus, daß die Anschläge in den afrikanischen Ländern selbst geplant wurden. Anhaltspunkte, wer die Täter sind, habe man bisher nicht, Warnungen habe es nicht gegeben. Ein Krisenstab wurde zusammengestellt, um die Situation auszuwerten. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden auch im Umkreis von amerikanischen Botschaften in anderen afrikanischen Hauptstädten verstärkt. So ließ man Autos, die vor der US-Botschaft im nigerianischen Lagos geparkt waren, abschleppen. Zwei US-Militärmaschinen flogen gestern in die beiden Hauptstädte. Amerikanisches Armeepersonal soll bei der Bergung und Versorgung der Verletzten sowie bei der Evakuierung von Amerikanern helfen. An Bord der Flugzeuge befanden sich auch Teams des FBI.

Während des Golfkriegs 1991 hatte die Sprecherin des amerikanischen Außenministeriums vor der Presse erklärt, man habe Hinweise auf sechs von der irakischen Führung geplante Bombenanschläge. Einer davon sollte in Nairobi verübt werden. Washingtons Beziehungen zu einer ganzen Reihe von afrikanischen Ländern waren damals ausgesprochen schlecht. Dazu gehörten vor allem Libyen, Somalia und der Sudan. Besonders spannungsreich war in letzter Zeit das Verhältnis zwischen der nigerianischen Regierung und dem Kongo unter Laurent Kabila.

Peter Tautfest Berichte Seite 2