Verhütungs-Tamagotchi

Die Computer zur Berechnung unfruchtbarer Tage sind eigentlich nicht zur Verhütung da, sondern zur verläßlichen Babyplanung  ■ Von Katja Ubben

Das Ding ist weiß und aus Plastik. Es liegt meistens im Bad. Und es blinkt jeden Morgen rot, gelb oder grün. Grün heißt: Heute ist ein glücklicher, weil unfruchtbarer Tag. „Persona“ heißt das Ding und ist ein Verhütungs-Tamagotchi, das Sex per Zeitplan diktiert. „Das Ding ist witzig“, sagt dazu Monika Haas vom Bremer Beratungszentrum ProFamilia, „aber sicher ist es nicht.“ Denn die Verhütungscomputer sind eigentlich weniger zur Verhütung da – sondern vielmehr zur Babyplanung.

Verhütungscomputer sind schon länger in Deutschlands Apotheken zu haben. So richtig wach wurde die Öffentlichkeit allerdings erst, als die Firma Unipath im vergangenen September „Persona“ auf den Markt brachte. Das neue Produkt wurde mit Werbung ohne Ende gepusht – „weil die Firma so lange dazu geforscht hatte. Sie war sicher, jetzt das neue Verhütungsmittel erfunden zu haben“, sagt Beraterin Haas.

Denn „Persona“ arbeitet nach einer ganz neuen Methode: Ein Computer mißt die Hormonveränderung und rechnet so täglich die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage aus. So fordert er bei gelbem Blinken zum Urintest per Stäbchen auf. Der wird dann in einen Schacht eingeführt und ausgewertet. Je nachdem, was dabei herauskommt: Grünes Blinken signalisiert möglichen ungeschützten Sex. Und rotes: Heute lieber doch mit Kondom in die Kiste steigen (Kosten von „Persona“: 150 Mark plus 25 Mark für die Teststäbchen jeden Monat).

Doch was so einfach klingt, hat einen Haken: „Ohne vorherige intensive Beratung ist das Benutzen dieser Dinger ganz schön heikel“, warnt eine Fachfrau von ProFamilia. So war schon gleich nach ersten Forschungen klar: Von 100 Frauen, die „Persona“ ein Jahr lang benutzten, wurden ganze sechs schwanger. Denn eigentlich sind die neuen Verhütungscomputer ursprünglich nicht zur Verhütung da – sondern zur „natürlichen Familienplanung“.

Will heißen: Wer gerne seine besonders fruchtbaren Tage abpassen will, kann sie sich per Computer so genau wie möglich ausrechnen lassen – und dann Sex nach Baby-Zeitplan machen. Denn ob Pille, Kondom oder Verhütungscomputer: „Es gibt bei allen keine 100prozentiige Sicherheit“, sagt Haas. So signalisiert „Persona“ zum Teil bis zu vier Tage vor dem Eisprung noch: Keine Gefahr beim Sex. Dabei besagt die Forschung: Spermien können sogar bis zu acht Tage im Unterleib der Frau überleben. Geschützter Geschlechtsverkehr wäre also schon mehrere Tage vor dem berechneten Eisprung angesagt.

Aber nicht nur „Persona“ hilft beim Babyplanen – auch andere Computer sind auf dem Markt. Sie basieren vor allem auf der Temperaturmethode. Zum Beispiel „Cyclotest 2 plus“, Thermometer, Rechner und Tester in einem. Jeden Morgen mißt es die Temperatur und signalisiert kurz vor dem Eisprung: Jetzt bitte zusätzlich einen Urintest machen – zur Kontrolle der Hormonwerte. Das alles wertet der Computer aus – und stellt sich nach einem halben Jahr genau auf den Zyklus ein. Der Vorteil: Der Computer signalisiert dann bis zu 17 unfruchtbare Tage. Aber auch da gilt: Absolut sicher ist das nicht. Gerade wenn Frauen unregelmäßige Zyklen haben, kann da schon einiges durcheinander geraten.

Ein relativer Exot in Deutschland ist der Computer „Mini Sophia“ – ein Produkt aus der Schweiz, das zusätzlich zum Temperaturmessen auch noch den Schleim in der Vagina der Frau beobachtet. Je nach Konsistenz lassen sich per Kürzel verschiedene „Schleimwerte“ in den Computer eingeben. Der verrechnet wieder Temperatur und Schleimwert miteinander – und spuckt fleißig jeden Morgen seine neueste Fruchtbarkeitsanalyse aus.

Der Vorteil von Verhütungscomputern wie „Mini Sophia“aber auch „Cyclotest plus“: Sie kombinieren Werte, statt sich allein auf die Temperaturmessung zu verlassen: Reine Temperatur-Computer gibt es nämlich auch zu kaufen: Zum Beispiel „Bioself“, den Temperaturfühler samt eingebautem Mikrochip. Dieses Gerät fordert einfach jeden Morgen zum Messen auf und verrechnet die Kurven (Kostenpunkt: 195 Mark). „Aber da gilt: Das ist natürlich nicht so sicher wie Geräte, die noch andere Faktoren mit einbeziehen“, warnt Monika Haas.