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: Rom im August

„Bedrohliche Schatten“, Freitag, 20.15 Uhr, ARD

Ein Messermörder geht um. Aus Stilgründen trägt er Manschettenknöpfe in Rosenform. Man weiß nicht viel mehr über ihn, als daß es sich um eine hochgestellte Persönlichkeit handelt.

Rom im August. Alles ist verreist oder korrupt und die Hitze drückend. Kaum jemand da, der Frau Doktor Polis bei der Bewältigung ihrer Ängste hülfe. Das macht aber nichts, denn die Staatsanwältin ist eine beherzte Frau. Ganz langsam dämmert es Doriana Polis, daß mit der schönen Wohnung, die sie gerade bezogen hat, etwas nicht stimmt. Obst- und Fleischhändler tuscheln hinter ihrem Rücken. In Dorianas schönem Heim – Hinterhof mit Rosen – wurde vor einem Jahr ein Callgirl ermordet, welches zu diesem traurigen Anlaß Blond, ein aufwendiges Make-up und weiße Puschel- Pantöffelchen trug. Diese drei Beigaben führen auf Zuschauerseite zu einer gewissen, voreinnehmenden Verdrossenheit.

Das hat der Makler Doriana nicht nur verschwiegen – nein, es gab nicht einmal Mietnachlaß! Das ist das eigentlich Aufregende an „Bedrohliche Schatten“: Mörderwohnung zum Wucherpreis! Ansonsten bringt einem dieser deutsch-italienische Psychothriller so gut wie nichts über die Kunst des Fürchtens bei. Dabei schienen die Darsteller nicht einmal übel ausgewählt. Barbara de Rossi ist als Staatsanwältin eine wahre Freude: klug, üppig, gleichzeitig würdevoll. Und Gottfried John, bekannt und sogar berühmt aus diversen Fassbinder-Filmen, darf den Psychopathen raushängen lassen – das Gesicht ganz abgründige Edward-Munch-Maske.

Trotzdem will und will man sich einfach nicht fürchten. Blödes Buch, strunzdumme Regie. Frau allein im Keller? Seit „Kevin allein zu Haus“ kein Problem mehr. Das Gefühl, ein Haus zu betreten und zu ahnen, ach was, zu wissen, daß etwas nicht stimmt, hatte man bei diversen Wohnungssuchen ja selbst schon. Aber, in drei Teufels Namen, dann schließt man bitte sehr auch keinen Mietvertrag ab! Wer dazu noch den Hausmeister (Luigi Petrucci) unheimlich findet und die tuntige Nachbarin (Guilana Calendra) hexenhaft, muß – alle Esoterik mal beiseite – schon ziemlich doof sein, wenn er seinen Gustav unter die Kaution setzt. Ein bißchen Vernunft hätte die „Bedrohlichen Schatten“ von Anfang an um ihre Existenz gebracht. Und dem Zuschauer 90 Minuten Langeweile erspart. Anke Westphal