Kommentar: Genug gegrindelt
■ Für und um den Grindelhof wurde sehr lange diskutiert. Jetzt reicht's
Kein Bauprojekt ohne die Initiative dagegen. Keine Veränderung, die nicht Proteste hervorruft. Zwar wurden in der Tat BürgerInnen oft genug nicht beteiligt und kleinere Interessengruppen ignoriert. Doch gerade um den Umbau des Grindelhofs ist bis zur Zungenlähmung diskutiert worden. Wer nun Frust schiebt, weil seine Auffassung sich nicht durchgesetzt hat, und deshalb ruft, die Politiker machten ja doch, was sie wollten, den kann man kaum ernstnehmen.
Die Geschäftsleute, die jetzt am lautesten schreien, beschreiben den ungehinderten Autoverkehr als ihre Existenzgrundlage. Demnach scheinen Kunden am Grindelhof derzeit mit dem Auto bummeln zu gehen und auf die Bremse zu treten, wenn sie eine schöne Auslage sehen, um sie dann umgehend zu kaufen. Auch fährt offenbar ein jeder mit dem Wagen zum Bäcker.
Der Beweis, daß Einzelhändler einpacken können, wenn man nicht vor ihrem Laden parken kann, muß in Wirklichkeit noch erbracht werden. Zwar wird selbiges immer wieder gern behauptet. Doch in autofreien oder verkehrsberuhigten Einkaufsstraßen anderswo ist der Tod durch Fahr- und Parkverbot noch nicht beobachtet worden. Bekannt ist nur, daß Viertel veröden, wenn immer mehr Menschen es als autogerecht, aber unwirtlich empfinden.
Darüber hinaus kann eine Entscheidung wie diese immer nur auf einer Interessensabwägung beruhen. Auch Kinder, lärmgenervte AnwohnerInnen, RadfahrerInnen und FußgängerInnen haben Rechte. Und womöglich gehören sie sogar zu den Kunden der wehklagenden Geschäftsleute. Silke Mertins
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