Die Karawane der Flüchtlinge

Flüchtlinge und ihre Unterstützer protestieren mit einem Umzug durch die Republik gegen Diskriminierung von Immigranten. Morgen kommen sie nach Berlin  ■ Von Jeanette Goddar

Auch wer keine Wahl hat, hat eine Stimme. Um das zu demonstrieren, zieht seit dem Wochenende die „Karawane gegen Rassismus“ durch die Republik. Morgen abend wird die Gruppe von Flüchtlingen und UnterstützerInnen, aus Rostock kommend, in Berlin erwartet. Bis Sonntag wollen sie mit diversen Veranstaltungen die Verdrängung und Diskriminierung von ImmigrantInnen deutlich machen. „Wir haben es satt“, heißt es auf einem Flyer: „Illegalisierung, die Verweigerung jeglicher Rechte, Kriminalisierung, Sozialkürzungen, rassistische Angriffe, Polizeibrutalität...“ Unterstützt wird die Karawane von Gruppen wie „Kein Mensch ist illegal“, „Asyl in der Kirche“ sowie der „Antirassistischen Initiative“, aber auch aus Kreisen der Gewerkschaften, SPD, Grünen und PDS.

Die Idee entstand beim Internationalen Menschenrechtsverein in Bremen. Fünf Wochen lang sollen 30 bis 80 Leute kreuz und quer durch Deutschland ziehen und insgesamt 40 Städte besuchen. Vor Ort werden sie von lokalen Flüchtlings- und antirassistischen Initiativen begleitet. Demonstrationen sind vor allem an Orten geplant, die die Praxis des Umgangs mit Einwanderung symbolisieren: vor Abschiebeknästen, Ausländerbehörden, Flughäfen. An der deutsch-polnischen Grenze soll derer gedacht werden, die beim Versuch, deutschen Boden zu betreten, ums Leben kamen.

Die Karawane soll aber auch den Kontakt unter Einwanderern verstärken. „Es gibt sehr wenig Austausch unter den verschiedenen Gruppen“, sagt eine Berliner Unterstützerin, „dabei wäre es wichtig, eine gemeinsame Perspektive zu entwickeln.“ Schließlich sei allen gemeinsam, daß die Deutschen ihnen mit sehr wenig Solidarität begegnen. So sei hier eine Aktion wie die der „Sans Papiers“-Bewegung in Frankreich undenkbar. „Der Rückhalt der Bevölkerung ist einfach nicht da.“

Morgen um 19 Uhr wird die Karawane auf dem Oranienplatz empfangen. Am Freitag sind verschiedene Diskussionsveranstaltungen geplant; Samstag soll eine Karawane durch die Stadt die „alltägliche Gegenwart“ von Einwanderern deutlich machen. Abends wird in der Oranienstraße ein Wandbild nicaraguanischer Künstler enthüllt, das den 500jährigen Widerstand gegen die Eroberung Lateinamerikas symbolisieren soll. Auch das Bild hat eine Reise durch Deutschland hinter sich: Die Bevölkerung der hessischen Kleinstadt Dietzenbach lehnte das Werk per Volksabstimmung ab.

Informationen unter Tel: 786 59 17