Irische INLA soll Kampf einstellen

■ Politischer Flügel der IRA-Abspaltung fordert nach Anschlag schnelle Entscheidung. Polizeichefs koordinieren Vorgehen

Dublin (taz) – Nach dem Bombenanschlag der „Real IRA“ im nordirischen Omagh, bei dem am Samstag 28 Menschen starben, hat die Irisch-Republikanische Sozialistische Partei (IRSP) ihren militärischen Flügel aufgefordert, die Waffen niederzulegen. Es gebe „nun keine Basis für die Fortsetzung des bewaffneten Kampfes“, hieß es in der Erklärung, „und wir erwarten von der Irisch-Nationalen Befreiungsarmee INLA eine schnelle Entscheidung.“

Teile der INLA, einer IRA-Absplitterung aus den siebziger Jahren, sollen mit der „Real IRA“, die sich im vorigen November von der IRA abgespalten hat, zusammengearbeitet haben. Das „32-County Sovereignty Committee“, das die Polizei für den politischen Flügel der „Real IRA“ hält, hat gestern erneut jede Beteiligung an dem Anschlag abgestritten. Der Vorsitzende des Komitees, Francis Mackey, ist Stadtrat in Omagh. Sein 19jähriger Sohn Shane gehört zu den fünf Männern, die nach dem Anschlag verhaftet worden sind. „Mein Sohn ist auf der Arbeit gewesen, als die Bombe explodierte“, sagte Mackey gestern.

Die Polizeichefs beider Teile Irlands sowie die britische Nordirlandministerin Mo Mowlam und der irische Justizminister John O'Donoghue berieten vorgestern in Belfast über das Vorgehen gegen die „Real IRA“. Eine Wiedereinführung der Internierungen ohne Anklage, die von Politikern und vielen Medien gefordert wurde, wird es wohl nicht geben.

Statt dessen wollen die Polizeikräfte Nord- und Süd-Irlands vor allem im Grenzgebiet enger zusammenarbeiten. Das irische Parlament berät heute über die Wiederbelebung eines alten Gesetzes: Bis 1976 reichte das Wort eines höheren Polizeibeamten, um einen Verdächtigen wegen Mitgliedschaft in einer verbotenen Organisation für zwei Jahre hinter Gitter zu bringen. Seitdem die Höchststrafe auf sieben Jahre erhöht wurde, verlangen die Gerichte Beweise. Die sollen künftig nicht mehr nötig sein. Ralf Sotscheck