■ Ausländerradio
: Für Einwanderer nur ein ganz kleines Häuschen

Die rund zwei Millionen Ausländer in NRW sind ab 30. August fein raus. Dann macht der WDR sein „Funkhaus Europa“ auf. Das ist zwar, gemessen an Intendant Fritz Pleitgens Ur-Idee einer bundesweiten ARD-Welle für hier lebende Ausländer allenfalls ein Häuschen. Aber mehr ist derzeit offenbar nicht drin. Denn die anderen ARD-Anstalten zeigen weiterhin wenig Interesse und belassen es in Sachen Service für gebührenzahlende Einwanderer bei den „muttersprachlichen Sendungen“. Jenen „Brücke-zur-Heimat-Programmen“, die ihre Zielgruppen aber kaum noch erreichen.

Nichtsdestotrotz ist das Zwölfstunden-Nachtprogramm von „Funkhaus Europa“ (tgl. 18 bis 6 Uhr auf 103,3 MHz) allenfalls als zaghafter Schritt in Richtung eines Vollprogramms für in Deutschland lebende Ausländer. Mit dem einstündigen Magazin „Cosmo“ (wochentags ab 18 Uhr in deutsch) findet sich nur ein einziges originäres Format (Anfang nächsten Jahres soll noch eine Jugendsendung hinzukommen.) Ab 22.45 Uhr bis zum frühen Morgen übernimmt der WDR auf dieser Frequenz dann das Nachtprogramm der vielgelobten Berliner Integrationswelle SFB4 Multikulti. Zwischen 19 und 22.45 Uhr machen sich jedoch nach wie vor jene „muttersprachlichen Programme“, mit Polnisch und Russisch sogar noch um zwei Sprache erweitert, im „Funkhaus Europa“ breit. Einigermaßen erstaunlich: Schließlich hatte WDR-Hörfunkchefin Monika Piel vor Monaten einen Ausstieg des WDR aus der ARD-Gemeinschaftsproduktion erwogen. Nun sagt WDR-Mann Wolfgang Schmitz, man sei dabeigeblieben unter der Bedingung, „daß diese Programme in ihrem teils überkommenen Ansatz reformiert werden“. Wahrscheinlicher ist, daß man zum einen so schnell kein dreistündiges Alternativprogramm hervorzaubern konnte. Außerdem hofft man doch noch einige ARD-Sender als „Mitbewohner“ (und Geldgeber) für das „Funkhaus Europa“ zu gewinnen hofft. Und da die Aussichten eher bescheiden sind, träumt Piel schon mal einen Zacken weiter: „Ein europaweites Nachtprogramm im Radio, das wär's.“ Reinhard Lüke