Sorry, das mit der Bombe war nicht so gemeint

■ Die „Wahre IRA“ in Nordirland entschuldigt sich für den Anschlag vom Samstag, bei dem 28 Menschen ums Leben kamen. Ab sofort will die IRA-Splitterorganisation auf Gewalt verzichten

Dublin (taz) – Die „Real IRA“ hat die Verantwortung für den Bombenanschlag im nordirischen Omagh, bei dem am Samstag 28 Menschen starben, übernommen und einen Waffenstillstand verkündet. In der Erklärung hieß es gestern: „Wir beginnen einen Beratungsprozeß über unsere künftige Richtung.“ In der Zwischenzeit seien seit Mitternacht „sämtliche militärischen Operationen eingestellt“ worden.

Am Vorabend hatte sich die Organisation „bei den Zivilisten“ entschuldigt, gleichzeitig aber versucht, einen Teil der Schuld ausgerechnet auf die Samariter und auf den nordirischen Fernsehsender UTV abzuwälzen. „Es gab drei Warnungen 40 Minuten zuvor – zwei an UTV und eine an die Samariter“, behauptete die RIRA. „Der Ort war als 300 bis 400 Meter vom Gerichtsgebäude entfernt angegeben. Es wurde nie gesagt, daß es in der Nähe des Gerichts sei. Entgegen den Berichten in den Medien war es niemals unsere Absicht, Zivilisten zu töten. Es war ein wirtschaftliches Angriffsziel, ein Bestandteil unseres Krieges gegen die Briten.“ Die Samariter sagten, der Anrufer habe von einer Bombe „in 200 Meter Entfernung vom Gericht“ gesprochen, aber keine Richtung angegeben. Die Pressestelle von UTV veröffentlichte den Wortlaut der Warnung, die am Samstag um 14.32 Uhr telefonisch bei dem Sender eingegangen war: „Da ist eine Bombe, Gerichtsgebäude, Omagh, Hauptstraße, 500 Pfund, Explosion in 30 Minuten.“ Es waren dann 38 Minuten.

Politiker in Nordirland kritisierten die RIRA-Erklärung scharf. Die britische Nordirlandministerin Marjorie Mowlam sagte, zwar begrüße sie ein Ende der Gewalt, doch die Ankündigung sei „zuwenig und zu spät“. Auch der Sinn- Féin-Vorsitzende Mitchel McLoughlin sagte, für die Opfer komme das zu spät. „Aber es ist die einzig richtige Antwort.“

Seamus Mallon, der designierte Vizepremier Nordirlands, hält den Waffenstillstand für eine „kaltblütige und zynische Machenschaft, um von dem Stormont-Abkommen zu profitieren“. In diesem Vertrag ist festgeschrieben, daß die Gefangenen beider Seiten binnen zwei Jahren freigelassen werden, sofern ihre Organisationen den Waffenstillstand einhalten.

In diesen Genuß werden die Täter von Omagh freilich nicht kommen. Das irische Parlament hat gestern über drakonische Maßnahmen zur Bekämpfung der RIRA- Terroristen beraten. In Erwägung gezogen werden die Aufhebung des Zeugnisverweigerungsrechts, Verurteilungen aufgrund der Aussage eines Polizisten und sieben Tage Untersuchungshaft ohne Anklage. Die Gesetzesänderungen sollen innerhalb der nächsten zwölf Tage vom Parlament abgesegnet werden. Ralf Sotscheck