Islamisten erklären USA den Krieg

Eine von Ussama Bin Laden gegründete Front bekennt sich indirekt zu den Anschlägen in Kenia und Tansania. FBI durchsucht das Hotel der angeblichen Bombenbauer  ■ Von Thomas Dreger

Berlin (taz) – Die von dem saudischen Islamisten Ussama Bin Laden gegründete „Internationale Islamische Front für den Heiligen Krieg gegen Juden und Kreuzfahrer“ hat sich indirekt zu den Anschlägen auf die US-Botschaften in Nairobi und Daressalam bekannt. „Unsere Methode in diesem Krieg ist es, der amerikanischen Regierung mehr und mehr Leichen zu schicken“, heißt es in einer Erklärung, die die in London erscheinende arabische Zeitung al-Hayat gestern veröffentlichte. Und weiter: „Kenia und Tansania sind die größten US-Basen gegen Muslime geworden.“ Neue Attacken kämen „Tag für Tag“ an anderen Orten.

In Nairobi untersuchten Agenten der US-Bundespolizei FBI unterdessen ein Hotel, in dem angeblich die Bombe gebastelt wurde, die die US-Botschaft in der kenianischen Hauptstadt in Schutt und Asche legte. Die kenianische Zeitung Daily Nation berichtete gestern, am Vortag hätten 15 FBI- Agenten und sechs kenianische Polizisten das Hill Top Hotel regelrecht überfallen. Mit kugelsicheren Westen und Gewehren ausgestattet, hätten sie sich sechs Stunden in dem Gebäude aufgehalten. Besonderes Interesse zeigten sie an den Zimmern 102 und 107. Hier soll der Sprengsatz in der Zeit vom 4. bis zum 6. August von vier Personen zusammengebaut worden sein. Laut Daily Nation waren die beiden Zimmer in der Zeit von zwei Palästinensern, einem Ägypter und einem Saudi belegt.

Die Agenten verließen das Hotel in Begleitung des Besitzers mit mehreren Kisten und dem Gästebuch. Die Zeitung vermutet, die Durchsuchung ginge auf Informationen eines aus Jordanien stammenden Palästinensers zurück, der gestanden haben soll, an dem Anschlag beteiligt gewesen zu sein.

Der Mann, dessen Name mal mit Muhammad Sadik Udeh angegeben wird und mal mit Muhammad Sadik Huwaidah, war am 7. August aus Nairobi kommend im pakistanischen Karatschi gelandet, jenem Tag, an dem vor den US- Botschaften in Nairobi und Daressalam fast gleichzeitig Sprengsätze detonierten. Pakistanischen Grenzpolizisten fiel auf, daß das Foto in dem vom ihm vorgelegten jemenitischen Paß nicht mit seinem Aussehen übereinstimmte. Zudem war sein Visum gefälscht.

Nach Angaben der Washington Post erklärte der Palästinenser gegenüber dem pakistanischen Geheimdienst, er habe als „Ingenieur“ den Bau der Bombe in Kenia geleitet. Den Pakistanern habe er Informationen über ein Terrornetzwerk Ussama Bin Ladens geliefert. 4.000 bis 5.000 Terroristen seien in dessen Auftrag aktiv.

Die Washington Post beruft sich auf anonyme pakistanische Geheimdienstler. Die pakistanischen Behörden schickten Udeh/Huweidah zurück nach Nairobi, wo er von FBI und kenianischen Polizisten verhört wird. Doch nach deren Angaben hat er seine Aussagen bisher nicht wiederholt. Der Palästinenser habe sein Geständnis in Karatschi abgelegt, weil er glaubte, in einem islamischen Land sicher zu sein, spekuliert deshalb die Washington Post. Und unter Berufung auf pakistanische Geheimdienstkreise: Ihm sei versprochen worden, nicht an die USA ausgeliefert zu werden.

Am Dienstag meldeten pakistanische Behörden, sie hätten drei weitere Personen festgenommen, die an den Anschlägen beteiligt gewesen sein sollen. Ein Saudi, ein Sudanese und ein Afghane seien bei dem Versuch festgenommen worden, ohne Papiere die Grenze nach Afghanistan zu überqueren. Beschuldigt hätte sie der nach Kenia ausgelieferte Palästinenser Udeh/Huweidah.

In Pakistan macht sich zunehmend Sorge breit, die USA könnten von dem Land aus einen Angriff auf Bin Ladens Hauptquartier in Afghanistan planen. Am Dienstag waren 180 US-Bürger mit einem Charterflugzeug aus dem Land evakuiert worden, darunter die halbe Botschaftsbelegschaft. Offizieller Grund ist die Sorge vor Anschlägen. Ein Angriff auf Bin Laden würde diese Gefahr freilich noch erhöhen.